Experten warnen vor Fußball-WM vor Suchtpotenzial von Sportwetten
Vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Russland haben Experten vor einem erhöhten Suchtrisiko durch Sportwetten gewarnt. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland nahmen in ihrem Leben schon an Sportwetten teil, wie eine am Montag in Köln veröffentlichte Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt. Kritisch seien vor allem sogenannte Livewetten und dabei insbesondere die Ereigniswette, bei der Geldeinsätze auf bestimmte Ereignisse während eines Spiels abgegeben werden können.
Besonders für junge Männer sind Sportwetten demnach attraktiv. Insgesamt 5,7 Prozent der 16- bis 25-jährigen Männer wetteten in den vergangenen zwölf Monaten auf ein sportliches Ereignis. Rund jeder Fünfte von ihnen setzt mindestens wöchentlich Geld auf Sportereignisse. Insgesamt wetteten in Deutschland etwa 1,4 Millionen Menschen binnen den vergangenen zwölf Monaten auf ein sportliches Ereignis.
Der Übergang vom Freizeitspaß zum problematischen Spielverhalten ist Experten zufolge meist fließend. Die BZgA-Studie schätzt die Zahl der Menschen mit problematischem Spielverhalten, für die Spielen längst kein Freizeitverhalten mehr ist, auf rund 326.000. Zudem seien 180.000 pathologische, also krankhafte Glücksspieler.
Die Folgen der Glücksspielsucht können gravierend sein. Sie reichen von familiären Problemen bis hin zur völligen Überschuldung. "Die Hoffnung auf den großen Gewinn verführt dazu, dass unkontrolliert gespielt wird und die Risiken unterschätzt werden", erklärte BZgA-Leiterin Heidrun Thaiss. Besonders problematisch sei, dass Sportwetten rund um die Uhr online angeboten würden und dadurch leicht und ständig verfügbar seien.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), wies darauf hin, dass Onlinesportwetten in Deutschland bisher grundsätzlich verboten sind. Es gebe keine Rechtssicherheit - und niemand könne garantieren, dass ein möglicher Gewinn auch ausgezahlt werde. "Darüber hinaus bergen Sportwetten ein hohes Suchtpotenzial, können Menschen in den finanziellen Ruin treiben und Familien auseinander bringen", warnte Mortler.
Die BZgA nimmt alle zwei Jahre Befragungen zum Glücksspielverhalten und zur Glücksspielsucht vor. Für die neue Studie wurden bundesweit von April bis Juni 11.500 Menschen zwischen 16 und 70 Jahren befragt.
(I. Johansson--BTZ)