USA: Weinstein wehrt sich vor Gericht gegen Vergewaltigungsvorwurf
Der tief gestürzte Ex-Hollywoodmogul Harvey Weinstein hat sich vor Gericht gegen den Vorwurf der Vergewaltigung gewehrt. Im Vorfeld seines ersten Prozesses wegen Anschuldigungen der sexuellen Gewalt plädierte Weinstein am Dienstag in einer Anhörung auf nicht schuldig. Ansonsten sprach er bei dem Gerichtstermin in New York wenig und überließ das Wort seinem Star-Anwalt Ben Brafman. Dieser forderte für seinen Mandanten die Unschuldsvermutung ein.
Weinstein erschien unrasiert und in dunkelblauem Sakko, Krawatte und Jeans vor dem Gericht im Stadtteil Manhattan. Auf die Fragen des Richters antwortete der 66-Jährige mit kaum hörbarer Stimme. "Nicht schuldig", murmelte er, als ihm die einzelnen Anklagepunkte vorgelesen wurden.
Weinstein war vor anderthalb Wochen in New York wegen Vergewaltigung in einem Fall und erzwungenen Oralverkehrs in einem zweiten Fall angeklagt worden. Ein Geschworenengremium bestätigte kurz darauf, dass für einen Prozess genügend Beweise vorlägen. Bei einer Verurteilung drohen Weinstein bis zu 25 Jahre Gefängnis.
Die ersten Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen den Filmproduzenten waren im Oktober laut geworden, mittlerweile werfen ihm mehr als hundert Frauen derartige Taten vor. Weinstein wurde von seiner eigenen Produktionsfirma gefeuert und sieht sich mit mehreren Zivilklagen und strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert.
Nur in New York mündeten diese Ermittlungen aber bislang in strafrechtliche Anklagen. Es geht dort um zwei Vorfälle aus den Jahren 2004 und 2013. Die Identität der Frau, die Weinstein der Vergewaltigung bezichtigt, wurde nicht offengelegt. Nach Angaben von Brafman soll sie über zehn Jahre hinweg eine einvernehmliche sexuelle Beziehung zu dem Produzenten unterhalten haben. Diese Informationen wurden jedoch von den Justizbehörden nicht bestätigt.
Der zweite Vorwurf wurde von der ehemaligen Schauspielerin und heutigen Marketingberaterin Lucia Evans erhoben. Weinstein soll mit ihr über einen Platz in der US-Reality-Sendung "Project Runway" gesprochen haben, bevor er sie in seinem Büro zum Oralverkehr gezwungen habe.
Weinsteins Anwalt betonte, dass auch für seinen Mandanten die Unschuldsvermutung zu gelten habe. Wie verwerflich auch immer der Tatvorwurf sein möge, "es ist auch verwerflich, jemanden fälschlich der Vergewaltigung zu beschuldigen", sagte Brafman, einer der bekanntesten Strafverteidiger des Landes.
Weinstein weist jegliche Vorwürfe nicht einvernehmlichen Sexualverkehrs zurück. Gegen eine Kaution von einer Million Dollar (855.000 Euro) darf er bisher auf freiem Fuß bleiben. Er muss allerdings eine elektronische Fessel tragen und darf sich nur in den US-Bundesstaaten New York und Connecticut aufhalten.
(N. Nilsson--BTZ)