US-Schriftsteller Philip Roth im Alter von 85 Jahren gestorben
Der US-Schriftsteller Philip Roth ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Wie sein Agent Andrew Wylie am Dienstag mitteilte, starb Roth an Herzversagen. Zuvor hatten bereits das US-Magazin "New Yorker" und die "New York Times" den Tod des Autors gemeldet. Roth galt als einer der bedeutendsten Schriftsteller seiner Generation. Er wurde immer wieder für den Literatur-Nobelpreis gehandelt.
Als Nachfahre jüdischer Einwanderer wurde er unter anderem mit dem Roman "Portnoys Complaint" ("Portnoys Beschwerden") von 1969 berühmt. Im Laufe seiner langen Schriftstellerkarriere verfasste Roth mehr als 30 Werke. Für seinen Roman "American Pastoral" ("Amerikanisches Idyll") erhielt er 1998 den renommierten Pulitzer-Preis.
Über viele Jahre und Romane hinweg war der fiktive jüdische Autor Nathan Zuckerman, der weithin als literarisches Alter ego Roths angesehen wird, Erzähler und Protagonist in seinen Romanen - letzteres ab 1979 in der Zuckerman-Trilogie. Mit der Zuckerman-Figur, die Roth Anfang der siebziger Jahre schuf, blickte der Autor auf seine eigene Biografie und Autoren-Karriere.
Roth stammte aus Newark im US-Bundesstaat New Jersey und lebte in New York und Connecticut. Geboren wurde Philip Milton Roth am 19. März 1933. Seine Großeltern waren europäische Juden, die mit der Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert in die USA gekommen waren.
Die Auseinandersetzung mit der jüdisch-amerikanischen Identität ist im Werk Roth allgegenwärtig. Ähnlich unermüdlich widmete er sich der Erkundung männlicher Sexualität. Als besonders politische Werke gelten "American Pastoral", "I married a communist" ("Mein Mann, der Kommunist", 1998) und "The Human Stain" ("Der menschliche Makel", 2000)
Roth erhielt für sein literarisches Schaffen beinahe alle renommierten Auszeichnungen. Nur der Literaturnobelpreis blieb ihm verwehrt. Schließlich sei es schon eine Art "Witz" zwischen ihnen gewesen jedes Jahr, dass Roth wieder nicht berücksichtigt worden sei, sagte seine Freundin, die französische Schriftstellerin Josyane Savigneau. "Jedes Jahr haben wir darüber geredet, es wurde lustig." Aber Giganten wie Marcel Proust und James Joyce hätten den Preis auch nie erhalten.
Über Jahrzehnte hinweg ließ Roth in seinem Schaffen weder in Qualität noch Quantität nach. 2012 sagte er dem französischen Magazin "Inrockuptibles" dann, dass sein zwei Jahre zuvor erschienenes Buch "Nemesis" sein letztes gewesen sein sollte. In einem BBC-Gespräch bekräftigte der Autor im Jahr 2014 diese Entscheidung. Er sei damals "am Ende" angekommen, sagte Roth. "Da gab es nichts mehr für mich zu schreiben."
In dem Gespräch mit dem Journalisten Alan Yentob kündigte er zudem seinen vollständigen Rückzug aus der Öffentlichkeit an. "Dies ist mein letzter Auftritt im Fernsehen, überhaupt mein letzter Auftritt irgendwo", sagte der damals 80-Jährige. Er gab allerdings später noch vereinzelt Interviews, so zuletzt in diesem Jahr der "New York Times".
Die mit Roth befreundete Schriftstellerin Judith Thurman sagte, der hoch dekorierte Autor habe sich fortan dem Lesen, Schwimmen und dem Treffen von Freunden gewidmet. "Er war so ein getriebener Perfektionist, als er seine Kraft schwinden fühlte, wollte auf dem Höhepunkt des Spiels abtreten." Die Todesnachricht habe sie in einen "Schockzustand" versetzt. "Ich bin fassungslos und sprachlos. Er war ein Wahrheitsverkünder."
(F. Schulze--BTZ)