Fröhliche und tanzbare Lieder schaffen es am häufigsten in die Charts
Mathematiker haben das Erfolgsgeheimnis von Popsongs entschlüsselt: Fröhliche, tanzbare und von Frauen gesungene Musiktitel schaffen es öfter in die Charts als traurige Lieder von männlichen Interpreten. Das fanden Forscher von der Universität von Kalifornien in der US-Westküstenstadt Irvine in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie heraus, für die sie hunderttausende Lieder auswerteten. Der allgemeine musikalische Trend geht demnach aber in die entgegengesetzte Richtung: Veröffentlicht werden immer mehr traurige Songs.
"Uns ist gelungen, den Erfolg von Songs anhand ihrer musikalischen Eigenschaften vorherzusagen", sagte die Co-Autorin der Studie, Natalia Komarova. Ihr Mathematiker-Team analysierte mehr als 500.000 Lieder, die zwischen 1985 und 2015 in Großbritannien veröffentlicht wurden. Songs wurden als erfolgreich eingestuft, wenn sie es in die Top 100 der Charts schafften - das sind durchschnittlich vier Prozent der Neuveröffentlichungen eines Jahres.
Ausgewertet wurden nur die Klangmerkmale der Lieder, nicht die Texte. "Ein erfolgreicher Song ist in der Regel fröhlicher und tanzbarer als der Durchschnitt", erklärte Komarova. Charthits seien insgesamt "viel" fröhlicher als weniger erfolgreiche Songs, schrieben die Forscher im britischen Fachmagazin "Royal Society Open Science". Und tatsächlich treffen diese Merkmale auch auf den diesjährigen Gewinner-Song beim Eurovision Song Contest zu, den Song "Toy" der israelischen Starterin Netta Barzilai.
Beliebter werden der Studie zufolge auch Lieder, die von den Forschern als "locker" und "tanzbar" beschrieben werden. Ein Grund dafür könnte der Siegeszug elektronischer Musik sein - und der Rückgang von Rock und Heavy Metal. Trotzdem werden jedes Jahr "mehr und mehr traurige Songs veröffentlicht", wie die Forscher erklärten.
Männliche Künstler waren in den vergangenen Jahren immer weniger erfolgreich: "In den letzten Jahren werden erfolgreiche Songs öfter von Frauen gesungen", erklärten die Forscher. Dies sei mit Blick auf die aktuelle Debatte über die Ungleichbehandlung von Frauen in der Musikindustrie, sexistische Vorurteile und die Sexualisierung weiblicher Sängerinnen "besonders interessant".
Klassik- und Jazz-Songs haben den Forschern zufolge keine großen Chancen, zu Charthits zu werden. Die erfolgreichsten Musikrichtungen waren demnach Dance- und Popmusik. Als Beispiele für fröhliche und erfolgreiche Songs nannten die Forscher Lieder aus dem Jahr 1985: "Live is Life" von der österreichischen Band Opus, "Freedom" vom britischen Pop-Duo Wham! und "Glory Days" von US-Rocker Bruce Springsteen.
Songschreiber könnten sich zwar "in gewisser Hinsicht" an den Erkenntnissen orientieren, sagte Komarova. Ein "großer Bestandteil von Erfolg" lasse sich aber nicht mathematisch beziffern: "Sonst könnte ja jeder einen Charthit schreiben."
(N. Nilsson--BTZ)