Lissabon: Deutschland geht mit guten Chancen in das ESC-Finale
Deutschland geht mit so guten Aussichten wie seit langem nicht mehr in das Finale des Eurovision Song Contest (ESC). Nach dem am Donnerstagabend in Lissabon beendeten zweiten Halbfinale kletterte der deutsche Sänger Michael Schulte in den Wettbüros auf Platz sieben. Wie erwartet zogen Norwegen und Schweden ins Finale, Russland hingegen scheiterte überraschend.
Neben Gastgeber Portugal sind nur die fünf größten Geldgeber des Musikwettbewerbs für das Finale am Samstag gesetzt. Die 20 weiteren Plätze wurden in den zwei Halbfinals vergeben. Norwegen mit dem ESC-Sieger des Jahres 2009, Alexander Rybak, galt ebenso wie der Schwede Benjamin Ingrosso als sicherer Finalkandidat. Die beiden kamen ebenso weiter wie die Starter aus Serbien, Moldau, Ungarn, Ukraine, Australien, Dänemark, Slowenien und der Niederlande. Besonders der ungarische Auftritt viel spektakulär aus - die Metal-Band AWS zog mit dem lautesten und härtesten Auftritt des Abends ins Finale ein.
Hingegen scheiterte Russland überraschend mit Starterin Julija Samoilowa. Damit schaffte zum ersten Mal seit über 20 Jahren ein russischer Starter nicht den Finaleinzug. Im vergangenen Jahr hatte Russland im ukrainischen Kiew auf einen Start verzichtet, da die dort ebenfalls als Sängerin vorgesehene Samoilowa wegen eines Auftritts auf der von Russland annektierten Krim ein Einreiseverbot in die Ukraine hatte.
In den Wettbüros, die in den vergangenen Jahren häufig den Sieger des weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerbs richtig prognostizierten, liegt inzwischen Eleni Foureira aus Zypern stabil vorne. Hinter ihr folgt die Israelin Netta, die zuvor lange größte Favoritin war. Es folgen Frankreich, Litauen, Norwegen und Schweden. Deutschland steht bei den Buchmachern kurz vor dem Finale stabil in den Top Ten und kletterte nach dem Halbfinale auf den siebten Platz.
Auf Sänger Michael Schulte ruhen damit große Hoffnungen, dass er das enttäuschende Abschneiden mit letzten oder vorletzten Plätzen in den vergangenen drei Jahren beenden kann. Schulte singt das Lied "You let me walk alone" über seinen verstorbenen Vater. Im zweiten Halbfinale durfte der 28-Jährige sich auch dem Publikum präsentieren. Dabei verriet der im August zum ersten Mal Vater werdende Sänger in der Show auch das Geschlecht des Kindes - "es wird ein Junge".
Der in diesem Jahr zum 63. Mal stattfindende ESC ist der weltweit am meisten beachtete Musikwettbewerb. Im vergangenen Jahr gewann der Portugiese Salvador Sobral.
(U. Schmidt--BTZ)