13 und 15 Jahre alte Jugendliche in London am helllichten Tag angeschossen
Zwei Schusswaffenangriffe auf Jugendliche in London haben erneut ein Schlaglicht auf die zunehmende Gewalt in der britischen Hauptstadt geworfen. Die 13 und 15 Jahre alten Jugendlichen wurden am helllichten Tag im Vorort Harrow angeschossen, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Sie erlitten Kopfverletzungen, die aber nicht lebensbedrohlich seien. Vermehrte Stich- und Schusswaffenangriffe haben die Mordrate in London zuletzt in die Höhe schnellen lassen.
Die 13 und 15 Jahre alten Angriffsopfer seien direkt hintereinander an zwei verschiedenen, aber nicht weit voneinander entfernten Orten in Harrow gefunden worden, teilte die Polizei mit. Sie hätten beide Kopfverletzungen erlitten, schwebten aber nicht in Lebensgefahr.
Eine Waffe wurde bislang nicht gefunden, auch gab es noch keine Festnahmen. Es werde untersucht, ob die Angriffe miteinander zusammenhängen, teilten die Ermittler mit. Wenige Stunden vor den beiden Angriffen in Harrow war am Samstagabend in Southwark im Süden Londons ein 17-Jähriger erschossen worden. Nach Angaben seiner Mutter war der Jugendliche kein Mitglied einer Bande und wollte Architekt werden.
Aus Hackney im Osten Londons wurde überdies ein Säureangriff gemeldet, bei dem drei junge Männer im Alter von 17, 22 und 27 Jahren verletzt wurden. Die Attacke sei im Zuge einer "großen, heftigen Auseinandersetzung" zwischen zwei Gruppen von Männern erfolgt, teilte die Polizei mit. Ob die Verletzten dauerhafte Schäden davontragen, stehe noch nicht fest.
In London hat die Zahl der Angriffe mit Stich- und Schusswaffen dieses Jahr deutlich zugenommen. Im Februar gab es sogar mehr Morde in der britischen Hauptstadt als in der US-Metropole New York. Seit Jahresbeginn wurden in London bereits mehr als 60 Morde verübt.
Im April stellte die britische Regierung eine Strategie gegen die Gewaltverbrechen vor, für deren Umsetzung Millionensummen zur Verfügung gestellt werden sollen. Kritiker werfen der konservativen Regierung allerdings vor, mit Personalabbau bei der Polizei und Kürzungen im sozialen Bereich selbst zu dem Problem beigetragen zu haben.
Die Zeitung "The Guardian" hatte im April aus einem Dokument des britischen Innenministeriums zitiert, wonach der Stellenabbau bei der Polizei seit 2010 zur Zunahme der Angriffe "wahrscheinlich beigetragen" hat. US-Präsident Donald Trump ging am Freitag in seiner Rede vor der US-Waffenlobby NRA auf die Lage in London ein. Ein einst renommiertes Londoner Krankenhaus habe sich durch die zunehmenden Angriffe zu einer "Kriegszone" entwickelt, sagte er.
(O. Joergensen--BTZ)