Duisburg: Ex-OB Sauerland bestreitet Druck bei Loveparade-Genehmigung
Der nach der Loveparade-Katastrophe abgewählte frühere Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat im Strafprozess um die Tragödie mit 21 Toten Mutmaßungen zurückgewiesen, er habe womöglich indirekt Druck bei den Genehmigungsverfahren ausgeübt. Zugleich stellte Sauerland am Mittwoch jede indirekte und eine unmittelbare Beteiligung an der Planung und Genehmigung des Technofestivals in Abrede. "Mit den Genehmigungsschritten, egal welchen, hatte ich nichts zu tun."
"Aktiv in dem Prozess war ich nicht", sagte der 62-Jährige als Zeuge in dem Verfahren. Der frühere CDU-Oberbürgermeister äußerte sich zudem zu einem Vermerk aus der Duisburger Stadtverwaltung im Vorfeld der Loveparade. Darin heißt es, Sauerland wünsche das Technofestival in Duisburg - daher müssten in damals noch offenen Genehmigungsfragen Lösungen mit dem Loveparade-Veranstalter gefunden werden.
Über die entsprechenden Formulierungen in dem Vermerk habe er sich "geärgert", sagte Sauerland. Auf die Frage, ob er als Stadtchef die Loveparade in Duisburg haben wollte, verwies Sauerland auf zwei Beschlüsse des Duisburger Stadtrats. Diese für die Ausrichtung der Loveparade positiven Beschlüsse habe er mitgetragen.
Sauerland zählt nicht zu den Beschuldigten in dem Prozess, in dem sich seit Dezember zehn Angeklagte vor einer Außenstelle des Duisburger Landgerichts auf dem Düsseldorfer Messegelände verantworten müssen. Die Staatsanwaltschaft legt sechs Bediensteten der Stadt Duisburg - also früheren Untergebenen von Sauerland - und vier Mitarbeitern des Loveparade-Veranstalters fahrlässige Tötung beziehungsweise fahrlässige Körperverletzung zur Last.
Der ehemalige Stadtchef war allerdings nach der Tragödie vom 24. Juli 2010 heftig kritisiert worden, weil er die politische Verantwortung für das Unglück mit 21 Toten nicht übernehmen wollte. Im Februar 2012 wurde er deshalb per Bürgerentscheid als Duisburger Oberbürgermeister abgewählt. Bei dem Technofestival hatte es ein verheerendes Gedränge gegeben, in dem 21 Menschen getötet und mehr als 650 verletzt wurden.
Die Loveparade hatte auf dem eingezäunten Gelände des früheren Duisburger Güterbahnhofs nahe dem unmittelbaren Stadzentrum stattgefunden. Für die Raver gab es nur einen Zugangs- und Abgangsbereich. Genau an dieser Rampe entstand am Nachmittag des Veranstaltungstags das tödliche Gedränge. Die Staatsanwaltschaft geht unter anderem davon aus, dass behördliche Genehmigungen für die Musikveranstaltung nicht hätten erteilt werden dürfen.
"Ich musste keine Genehmigungen erteilen", hob Sauerland in seiner Zeugenaussage hervor. Duisburgs früherer Oberbürgermeister machte zudem deutlich, dass die Ausrichtung der Loveparade in der Ruhrgebietsstadt auf seiner Prioritätenliste als Stadtchef nicht ganz oben gestanden habe. Die Loveparade sei Duisburg vielmehr vom Kommunalverband Ruhrgebiet "angedient" worden.
Der Duisburger Ex-Oberbürgermeister gab auch an, dass er im Vorfeld der Loveparade von der Einbeziehung eines renommierten Gutachters durch Verantwortliche der Stadtverwaltung nicht informiert worden sei. Der Vorsitzende Richter Mario Plein ließ allerdings Zweifel an dieser Darstellung durchblicken. "Klein Erna würde sagen, das ist komisch", sagte er.
Auch wenn Sauerland mit den konkreten Genehmigungsschritten nichts zu tun gehabt habe, sei es "schwer nachvollziehbar", dass er über die Einschaltung des Gutachters angeblich nicht informiert wurde, sagte Plein. Schließlich habe es sich bei der Loveparade nicht um einen "Flohmarkt in Duisburg-Marxloh" gehandelt, sondern um eine der größten Veranstaltungen in der Geschichte der Stadt, gab der Richter zu bedenken.
(L. Brown--BTZ)