Lantern Capital übernimmt Firma von Hollywood-Mogul Weinstein
Rund ein halbes Jahr nach Bekanntwerden der ersten Missbrauchsvorwürfe gegen Harvey Weinstein übernimmt der Investor Lantern Capital die frühere Filmproduktionsfirma des ehemaligen Hollywood-Moguls. Der Vorstand der Weinstein Company, die im März Konkurs angemelet hatte, entschied sich nach eigenen Angaben vom Dienstag (Ortszeit) für das Angebot des Investors Lantern Capital. Dieser hatte zuvor verkündet, mit 310 Millionen Dollar (258 Millionen Euro) bei der Produktionsfirma einsteigen zu wollen.
Außerdem will der Investor nach eigenen Angaben Schulden der Weinstein Company in Höhe von 120 Millionen Dollar übernehmen. Mit den Prozesskosten in Zusammenhang mit den mutmaßlichen sexuellen Übergriffen Weinsteins muss Lantern Capital rund 450 Millionen Dollar für die Übernahme bezahlen. Kurz vor der Entscheidung hatte US-Medienberichten zufolge das Unternehmen Inclusion Media des Broadway-Produzenten Harvey Kagan ein Angebot in Höhe von 315 Millionen Dollar abgegeben. Darüber hinaus wollte Inclusion Media 30 Millionen Dollar für die mutmaßlichen Opfer der sexuellen Übergriffe bereitstellen. Der Vorstand der Weinstein Company entschied sich nach eigenen Angaben wegen mangelnder Garantien gegen die Offerte.
Anfang März hatte eine Investorengruppe unter Leitung von Maria Contreras-Sweet einen Rückzieher beim Kauf der Weinstein Company gemacht. Die Leitung der Produktionsfirma hatte daraufhin angekündigt, in einen "geordneten Konkurs" gehen zu wollen.
Unterdessen wurden weitere Anschuldigungen gegen Weinstein laut. Alexandra Canosa, die Produzentin der Netflix-Abenteuerserie "Marco Polo", wurde nach eigenen Angaben zwischen 2010 und 2015 wiederholt von Weinstein vergewaltigt, sexuell angegriffen und beschimpft.
Dies geht aus einer erweiterten Klage gegen den Ex-Filmmogul hervor, die Canosa am Montag bei einem New Yorker Gericht einreichte. Bereits im Dezember hatte sie Weinstein vor dem Obersten Gericht in New York auf zehn Millionen Dollar Schmerzensgeld verklagt. Der 66-jährige Weinstein war kurz nach Bekanntwerden der ersten Missbrauchsvorwürfe im Oktober von seiner Produktionsfirma entlassen worden. Inzwischen werfen ihm mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars, vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Weinstein weist die Vorwürfe zurück.
(U. Schmidt--BTZ)