Ärzte und Krankenkassen fordern Sondersteuer auf gezuckerte Getränke
Im Kampf gegen falsche Ernährung haben Ärzte, Krankenkassen und medizinische Fachorganisationen von der Bundesregierung eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke und Einschränkungen für an Kinder gerichtete Werbung gefordert. Die Politik müsse endlich ernst machen, hieß es in dem gemeinsamen Aufruf, den sie am Mittwoch in Berlin vorstellten. Er wurde nach Angaben der Initiatoren von mehr als 2000 Ärzten unterzeichnet.
Neben der "Sonderabgabe" auf gesüßte Getränke und Verboten bei der Werbung für Kinder forderten sie außerdem die Einführung einer "verständlichen Lebensmittelkennzeichnung in Form einer Nährwertampel", wofür sich Berlin auf Ebene der EU einsetzen solle. Mit freiwilligen Selbstverpflichtungen der Industrie und Ernährungsbildung allein werde das Problem des um sich greifenden Übergewichts nicht in den Griff zu bekommen sein.
Auch die Erfolge im Kampf gegen das Rauchen seien nur mit Hilfe "verbindlicher Vorgaben" erreicht worden, erklärten die hinter dem Aufruf stehenden Organisationen. Dazu zählen die Techniker Krankenkasse, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Verbraucherorganisation Foodwatch, die Deutsche Diabetesgesellschaft, der AOK-Bundesverband sowie der Fernsehmoderator und Arzt Eckart von Hirschhausen.
Das Bündnis wies darauf hin, dass in Deutschland 15 Prozent der Kinder und 60 Prozent der Erwachsenen als übergewichtig gelten. Zugleich erinnerte es daran, dass Länder wie Finnland, Belgien, Großbritannien oder Frankreich bereits Steuern auf gezuckerte Getränke einführten. "In Sachen Prävention ist Deutschland ein Entwicklungsland", erklärte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.
Der Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft kritisierte den Aufruf scharf. Die Branche benötige "keine Belehrungen von Interessengruppen", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bunds für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, Christoph Minhoff, in Berlin. Die Firmen handelten seit Jahren, informierten über Nährwerte sowie Inhaltsstoffe und seien dialogbereit. Der Initiative gehe es bei ihrer öffentlichen Aktion nur um "fragwürdige Schuldzuweisungen".
(K. Berger--BTZ)