Tourismus: Philippinische Ferieninsel Boracay für ein halbes Jahr gesperrt
Trauminsel vorübergehend geschlossen: Die für ihre paradiesischen Strände berühmte philippinische Ferieninsel Boracay ist aus Umweltgründen für ein halbes Jahr für Touristen gesperrt worden. Mit einem Großaufgebot an Polizisten wurden Touristen am Donnerstag gehindert, Fähren in Richtung der Partyinsel zu besteigen. "Boracay ist offiziell für Touristen geschlossen", sagte der regionale Polizeichef Cesar Binag nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG. "Wir schließen keine Betriebe, aber Touristen dürfen die Insel nicht betreten."
Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hatte Anfang des Monats die vorübergehende Sperrung der Insel angekündigt. Der ungezügelte Massentourismus hat dem Naturparadies schwer geschadet: Duterte wirft den rund 500 Hotels, Restaurants und anderen Tourismusunternehmen auf Boracay vor, ihre Abwässer ungeklärt ins Meer zu leiten und die Insel in eine "Klärgrube" zu verwandeln. Die Insel ist zudem mit Müll übersät, mitten in die Natur hinein wurden illegal Häuser gebaut.
Während der sechsmonatigen Schließung soll die Infrastruktur der Insel auf Vordermann gebracht werden, unter anderem sollen neue Abwasser- und Entwässerungssysteme gebaut werden. Außerdem wollen die Behörden ohne Genehmigung errichtete Gebäude abreißen und das Müllproblem in den Griff bekommen. Vor der Schließung von Boracay wurde am Strand noch eine große Party mit Feuerwerk gefeiert. Seit Donnerstag dürfen nur noch die rund 40.000 Bewohner von Boracay die Insel betreten - für Touristen ist der Zugang dagegen tabu.
Rund 600 Polizisten waren im Einsatz, um das Verbot durchzusetzen. Schiffe der Küstenwache patrouillierten, schwerbewaffnete Sicherheitskräfte kontrollierten die Zugänge. Die Regierung wolle "für das Schlimmste vorbereitet" sein, sagte ein Regierungsvertreter - auch wenn keine wirkliche Gefahr herrsche.
Boracay zieht Millionen von Touristen an, die Jahr für Jahr rund eine Milliarde Dollar in die Wirtschaft des Landes pumpen. Laut philippinischem Fremdenverkehrsamt kommen jährlich 1,5 Millionen internationale und nationale Touristen nach Boracay, darunter immer mehr Deutsche.
Für die Tourismusbranche und ihre rund 30.000 Mitarbeiter ist die vorübergehende Schließung von Boracay ein schwerer Schlag. Die Regierung hat zwar Millionenhilfen versprochen - davon ist nach Angaben der Beschäftigten aber noch nichts bei ihnen angekommen. Ungeachtet der wirtschaftlichen Sorgen genossen einige Inselbewohner am Donnerstag die neue Ruhe. "So sieht eine Insel, ein Paradies aus", sagte der Koch John Reymar am beinahe leeren Strand. "Boracay sieht so aus wie das ursprüngliche, schöne Original."
(O. Karlsson--BTZ)