USA: Schlussplädoyers im Missbrauchsprozess gegen Bill Cosby
Im Missbrauchsprozess gegen den früheren TV-Star Bill Cosby haben Verteidigung und Anklage am Dienstag ihre Schlussplädoyers gehalten. Sein Mandant müsse freigesprochen werden, sagte Cosbys Anwalt Tom Mesereau vor Gericht in Norristown. Das mutmaßliche Missbrauchsopfer Andrea Constand sei eine "krankhafte Lügnerin" und geldgierige "Betrügerin".
Staatsanwältin Kristen Feden sagte in ihrem Abschussplädoyer, der wahre Betrüger sei Cosby. Er habe seine Berühmtheit genutzt, um sich das Vertrauen seiner Opfer zu erschleichen. Der frühere TV-Star habe Constand unter Drogen gesetzt, um sie gefügig zu machen. Nach den Schlussplädoyers können nun die Beratungen der Jury beginnen.
Die ehemalige Universitätsmitarbeiterin Constand wirft dem heute 80-jährigen einstigen Comedy-Star vor, sie 2004 in seinem Haus in Philadelphia mit Tabletten betäubt und sich an ihr vergangen zu haben. Im Zuge einer außergerichtlichen Einigung hatte Cosby ihr vor zwölf Jahren 3,38 Millionen Dollar gezahlt. Es ist der zweite Prozess gegen Cosby im Fall Constand, nachdem das erste Verfahren im Juni geplatzt war. Damals konnten sich die Geschworenen nicht auf ein Urteil einigen.
Der afroamerikanische Schauspieler wird von rund 60 Frauen beschuldigt, sie in früheren Jahrzehnten missbraucht zu haben. Da die meisten Anschuldigungen verjährt sind, beschränkt sich aber auch der neue Prozess lediglich auf den Fall Constand aus dem Jahr 2004.
Der aktuelle Prozess gegen Cosby steht unter ganz anderen Vorzeichen als das erste Verfahren: Die Belästigungs- und Vergewaltigungsvorwürfe gegen den einstigen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein und die MeToo-Debatte haben den Blick auf sexuelle Gewalt gegen Frauen verändert. Außerdem hatte Richter Steven ONeill zugestimmt, fünf weitere mutmaßliche Missbrauchsopfer Cosbys aussagen zu lassen. Beim ersten Prozess war es nur eine Frau.
(A. Lefebvre--BTZ)