Saudi Arabien: Blockbuster "Black Panther" in einem Kino in Riad
Mit einer Testvorführung des Blockbusters "Black Panther" leitet Saudi-Arabien ein Ende seines jahrzehntelangen Kino-Banns ein: Vertreter der Filmindustrie sollten am Mittwochabend in der Hauptstadt Riad in den Genuss der ersten Kinovorstellung in dem wahhabitischen Königreich seit mehr als 35 Jahren kommen. Im Mai sollen dann landesweit Kinos für das Publikum geöffnet werden.
Zunächst war der 18. April als Eröffnungstag angekündigt worden, doch zuletzt teilten Behördenvertreter mit, dass es zunächst Testvorführungen geben werde. Die Vorführung des afrofuturistischen US-Actionfilms "Black Panther", einem weltweiten Kassenschlager, sollte in einem neu errichteten Kino im King-Abdullah-Finanzdistrikt in Riad stattfinden.
Dies sei die erste einer Reihe von Testvorführungen für Experten der Filmindustrie, "um die letzten Vorbereitungen für die Eröffnung des Kinos für die breite Öffentlichkeit zu treffen", erklärte das Informationsministerium. An der Vorführung nehmen nur geladene Gäste teil.
Der US-Unterhaltungskonzern AMC Entertainment erhielt die Lizenz für die Eröffnung von Kinos im ganzen Land. Das Unternehmen will nach saudiarabischen Angaben in den kommenden fünf Jahren 40 Filmtheater eröffnen. Internationale Unterhaltungsketten werfen seit langem ein Auge auf den saudiarabischen Markt, wo die Mehrheit der über 30 Millionen Einwohner jünger als 25 Jahre ist.
So dürfte AMC nicht der einzige Kinobetreiber im Land bleiben. Auch andere Schwergewichte der Branche stehen in den Startlöchern, etwa die in Dubai ansässige Firma VOX Cinemas, die den Kino-Markt im Nahen Osten dominiert. Saudiarabische Regisseure argumentieren schon seit langem, dass das Kinoverbot in Zeiten von YouTube nicht mehr zeitgemäß sei.
Saudi-Arabien ist vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen und traditionellen Auslegung des Islam. Kinos waren in dem Land seit den 80er Jahren verboten.
Die Eröffnung von Kinos ist Teil eines umfassenden Modernisierungsprogramms von Kronprinz Mohammed bin Salman. Dieser hatte nach seiner Ernennung im Juni vergangenen Jahres einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformkurs angekündigt. In den vergangenen Monaten entschied die Regierung bereits, das Autofahrverbot für Frauen aufzuheben, zudem dürfen Frauen inzwischen Fußballspiele in Stadien besuchen. Den religiösen Führern im Land sind die Reformen ein Dorn im Auge.
(P. Rasmussen--BTZ)