Deutsche Aidshilfe lobt Conchita Wurst für Umgang mit HIV-Infektion
Wer sich nicht in Gefahr begibt kommt auch nicht darin um - ist dieser geflügelte Spruch so einfach? Nun, in Teilen mag es stimmen, denn Analverkehr - bei Schwulen durchaus beliebt - gilt als nicht ungefährlich. Dennoch, die Deutsche Aidshilfe hat den Dragkünstler Tom Neuwirth alias Conchita Wurst für seinen selbstbewussten Umgang mit seiner HIV-Infektion gelobt. "Wir freuen uns über dieses selbstbewusste, positive Comingout", sagte Aidshilfe-Sprecher Holger Wicht am Montag in Berlin nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. Ein "Wermutstropfen" und "erschütternd" sei allerdings, dass er offenbar unter Druck an die Öffentlichkeit gegangen sei.
Die österreichische Vollbartdiva hatte am Sonntagabend im Onlinebilderdienst Instagram öffentlich gemacht, sich vor einigen Jahren mit HIV infiziert zu haben. "Heute ist der Tag gekommen, mich für den Rest meines Lebens von einem Damoklesschwert zu befreien: Ich bin seit vielen Jahren HIV-positiv", heißt es in der Nachricht. Für die Öffentlichkeit sei dies zwar "eigentlich irrelevant", aber ein Exfreund drohe, "mit dieser privaten Information an die Öffentlichkeit zu gehen".
Aidshilfe-Sprecher Wicht sagte, der Fall zeige auch, "dass wir gesellschaftlich noch weit davon entfernt sind, dass man mit HIV ganz selbstverständlich leben kann". Jeder Betroffene müsse das Recht haben, selbst zu entscheiden, ob er über seine Infektion spricht oder nicht.
Wicht hob hervor, dass "medizinisch HIV gut im Griff" und bei einer entsprechenden Therapie nicht übertragbar sei. Gesellschaftlich gebe es aber noch einiges für die Akzeptanz von Betroffenen zu tun.
Menschen, die von der HIV-Infektion eines Freunds oder Verwandten erfahren, gibt Wicht folgende Ratschläge: "Zuhören und gucken, was möchte dieser Mensch eigentlich selbst, Normalität signalisieren" und zeigen, "dass HIV im Alltag kein Problem darstellen muss". Entscheidend sei das Signal: "Alles klar, ich stehe zu Dir."
Wicht riet aber auch dazu, "eigene Unsicherheiten zu thematisieren". Um Ängste zu überwinden, sei es gut, sich Informationen über HIV und Aids zu beschaffen, etwa bei einem Beratungsgespräch bei der Deutschen Aidshilfe und Gespräche mit Betroffenen und deren Angehörigen.
(B. Semjonow--BTZ)