Amokfahrer von Münster suchte offenbar vergeblich nach Hilfe
Ein tragischer Zufall könnte laut einem Zeitungsbericht verhindert haben, dass die städtischen Behörden in Münster auf die akuten Suizidabsichten des Amokfahrers Jens R. rechtzeitig aufmerksam wurden. Wie BERLINER TAGESZEITUNG am Dienstag unter Berufung auf Sicherheitskreise erfuhr, liefen wichtige Informationsstränge aneinander vorbei, so dass der 48-jährige Industriedesigner nicht gestoppt werden konnte.
Am 27. März hatte R. demnach den sozialpsychiatrischen Dienst Münsters aufgesucht, bei dem er schon seit Jahren aktenkundig war. Zwei Tage später verschickte der Freiberufler eine Art Abschiedsmail mit verschiedenen Anhängen. Ein Bekannter schaltete dem Bericht zufolge daraufhin den sozialen ambulanten Dienst beim Amtsgericht in Münster ein. Über die Feuerwehr sei die Polizei unterrichtet worden.
Eine Streife habe dann nach dem Mann gesucht, ohne ihn zu finden. Am selben Tag soll der Gesuchte bei der Psychiatrieanlaufstelle der Stadt Münster aufgetaucht sein. Nach Informationen der Zeitung bat er um ein Gespräch mit seinem Betreuer, der sich aber im Urlaub befand. R. habe das Haus verlassen, die Behörde habe offenbar nichts von seinen Suizidabsichten erfahren.
Der 48-jährige R. war am Samstagnachmittag in der Altstadt von Münster mit einem Campingbus in eine Restaurantterrasse gerast. Dabei wurden eine 51-jährige Frau und ein 65-jähriger Mann getötet, der Täter erschoss sich anschließend in dem Fahrzeug. Bei der Attacke wurden nach Angaben der Universitätsklinik in Münster 25 Menschen verletzt, acht davon schwer. Drei Opfer schwebten laut Krankenhaus noch in Lebensgefahr.
(A. Walsh--BTZ)