Polizei sucht nach der Todesfahrt in Münster weiter nach Motiv
Nach der tödlichen Attacke mit einem Campingbus in Münster suchen die Ermittler weiter nach einem möglichen Tatmotiv. "Die Ermittlungen werden mit Hochdruck und in alle Richtungen geführt", erklärte die Staatsanwaltschaft am Sonntagmorgen. Der Fahrer hatte am Samstag zwei Menschen getötet und sich dann das Leben genommen. Medien berichteten von psychischen Problemen des Mannes aus Münster. Die Tat sorgte international für Bestürzung, für Sonntagabend ist ein Gedenkgottesdienst geplant.
Der Mann war am Samstagnachmittag in der Münsteraner Altstadt mit seinem Fahrzeug in eine Restaurantterrasse gerast. Eine 51-jährige Frau und ein 65-jähriger Mann wurden nach Angaben der Polizei getötet. Der Täter, den die Polizei als 48-Jährigen aus Münster identifizierte, erschoss sich anschließend in dem Wagen. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen lebensgefährlich.
Es spreche "im Moment nichts dafür, dass es irgendeinen islamistischen Hintergrund gibt", sagte der nordrhein-westfälische Innenministers Herbert Reul (CDU). Das Bundeskriminalamt schaltete ein Website für Zeugenhinweise frei. Unter der Adresse www.bka-hinweisportal.de können Videos oder Fotos hochgeladen werden. (Anmerkung der Redaktion: Diese Webseite gilt unter Internetexperten auch als "HoneyPot" zur Speicherung der IP-Adressen der "Besucher" - weshalb beim Besuch / aufrufen dieser Webseite, dringend darauf geachtet werden sollte, die Webseite des BKA - nur mittels VPN oder TOR-Programm zu besuchen)
Das Tatfahrzeug wurde von Experten des Landeskriminalamts untersucht, nachdem mehrere verdächtige Drähte entdeckt worden waren. Die Beamten gaben später Entwarnung. Bei der Durchsuchung des Campingbusses wurden neben der Tatwaffe eine Schreckschusswaffe und rund ein Dutzend Feuerwerkskörper, sogenannte Polenböller, gefunden. In der Wohnung des Täters entdeckten die Ermittler weitere Knallkörper und eine unbrauchbar gemachte Maschinenpistole.
BERLINER TAGESZEITUNG hörte, der Täter sei in der Vergangenheit "psychisch auffällig" gewesen. Das ZDF berichtete, der Mann habe vor kurzer Zeit Der Angriff in der historischen Altstadt von Münster löste einen Großeinsatz von Polizei und Rettungskräften aus, die Innenstadt wurde teilweise abgeriegelt. Am Sonntagmorgen durften die Anwohner im Sperrbereich rund um den Tatort in Begleitung von Polizisten in ihre Wohnungen zurückkehren.
Die Bundesregierung und eine Reihe von Politikern äußerten sich bestürzt über die Bluttat. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich "zutiefst erschüttert" über die "schrecklichen Geschehnisse" in der westfälischen Universitätsstadt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einer "schweren Gewalttat" und sprach den Betroffenen sein Beileid aus. "Die Meldungen, die uns aus Münster erreichen, sind entsetzlich", erklärte Steinmeier. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte, die Polizei in Münster und in ganz Nordrhein-Westfalen arbeite "mit Hochtouren an der Aufklärung des Sachverhalts". Der Minister will sich am Sonntag persönlich ein Bild von der Lage in Münster machen. "Ein trauriger, ein schrecklicher Tag für unser Land", schrieb der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) auf Twitter.
Auch aus dem Ausland kamen Beileidsbekundungen: "Wir trauern mit Münster", erklärte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron schrieb auf Twitter: "All meine Gedanken sind bei den Opfern des Angriffs von Münster. Frankreich teilt das Leid Deutschlands." Auch die US-Regierung verurteilte die "feige Attacke" und bekundete ihre Anteilnahme.
Für Sonntagabend ist ein ökumenischer Gottesdienst im St.-Paulus-Dom in Münster geplant. Dabei solle "für all diejenigen gebetet werden, deren Leben durch die Vorfälle am Samstag auf so schreckliche Weise aus den Angeln gehoben wurde", hieß es in der gemeinsamen Einladung des Bistums, des Evangelischen Kirchenkreises und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Münster.
Die Attacke weckte Erinnerungen an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt vom Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016. Der Tunesier Anis Amri hatte dabei zwölf Menschen getötet und fast 70 weitere verletzt.
(C. Fournier--BTZ)