Ex-Außenminister Fischer ist vor seinem 70. Geburtstag nicht sentimental
Kurz vor seinem 70. Geburtstag am 12. April verspürt der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) keine Sentimentalität. "Das war mein Leben, so ein Leben wollte ich führen", sagte Fischer nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview vom Samstag. "Was bringt es, sich zu fragen, was habe ich geleistet? Sie können eh nichts mehr daran ändern. Und vorauszuschauen ist mit 70 ja auch so eine Sache."
Was er allerdings nicht vergessen werde, sei sein 50. Geburtstag. Da habe er, als er "in einer sentimentalen Stunde" plötzlich zum ersten Mal einen Strich am Horizont gesehen. "Dieser Strich war der eigene endliche Lebenshorizont. Das hat mich nicht sentimental gemacht, aber noch ein bisschen nachdenklicher als sonst." Mit 60 sei er dann "an den Gedanken gewöhnter" gewesen.
Auf die Frage, ob er froh über seine Art des Ausstiegs aus der ersten Reihe der Politik im Jahr 2005 sei, sagte Fischer: "Froh ist der falsche Begriff. Ich wollte es so – und es ist gelungen." Außerdem gelte: "Wenn du einmal in der Alpharolle warst, dann gibt es kein Zurück in die zweite Reihe mehr, dann musst du ganz gehen." Nichts sei "so schlimm wie Alte, die, wie in einem neuguineischen Ahnenhaus die Toten, ständig von oben auf die Jungen herunterschauen."
Entzugserscheinungen habe er nach seinem Ausstieg aus der Politik keine gespürt, sagte Fischer, der von 1998 bis 2005 Bundesaußenminister war. Er hatte "eher ein allgemeines Problem, das viele Rentner haben". "Dass Du dir die Frage stellst, was fängst du mit dir an. Und wenn dich die Frau fragt, warum sitzt du hier schon morgens rum, dann wird es Zeit, dass du dir etwas anderes suchst."
Fischer ist seit 2005 mit der Filmproduzentin Minu Barati verheiratet, es ist seine fünfte Ehe. Auf die Frage, warum er so oft geheiratet habe, sagte er: "Das ist vielleicht der katholisch-romantische Anteil in mir. Egal, das war ich, das hat zu mir gepasst."
(K. Berger--BTZ)