Gedenken zum 20. Jahrestag des Amoklaufs am Erfurter Gutenberg-Gymnasium
20 Jahre nach dem Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium ist in der Stadt an die 16 Opfer erinnert worden. An der öffentlichen Gedenkveranstaltung vor der Schule nahmen am Dienstag unter anderem Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und Landtagspräsidentin Birgit Keller (beide Linke) teil. Zahlreiche Menschen versammelten sich zum stillen Gedenken vor dem Schulgebäude. Es wurde zur Erinnerung an den Amoklauf eine Glocke geläutet, Menschen legten weiße Blumen nieder.
Am 26. April 2002 hatte der 19-jährige Robert Steinhäuser in seiner ehemaligen Schule um sich geschossen. Dabei wurden zwölf Lehrer, zwei Schüler, die Schulsekretärin und ein Polizist getötet. Anschließend tötete sich Steinhäuser selbst. Viele der damaligen Schüler und Lehrer galten nach der Gewalttat als traumatisiert.
Auf der Freitreppe vor dem Schulgebäude war am Dienstag aus Sonnenblumen das Logo des Gutenberg-Gymnasiums gelegt. Am Ende der Gedenkfeier wurden die Namen der 16 von Steinhäuser Getöteten zusammen mit kurzen biografischen Ausschnitten verlesen, nach jedem Namen wurde die Glocke geschlagen, zudem wurde eine Kerze aufgestellt.
Christiane Alt, damals und heute Schulleiterin des Gutenberg-Gymnasiums, bezeichnete den Amoklauf in einer Ansprache als Tag, der sich in das "kollektive Gedächtnis" eingeprägt habe. Es sei schwer, für diese "abgerissenen Lebenslinien" Worte zu finden.
Die Getöteten lebten in "den Köpfen und Herzen" der Familien, Schüler, Kollegen und Freunden fort. "Wir erinnern uns an sie alle, in ihrem Alter, in dem sie sterben mussten - chancenlos, die vergangenen 20 Jahre mit uns erlebt zu haben", sagte Alt.
Zum Abschluss wurde eine Schweigeminute eingelegt. An der Gedenktafel mit den Namen der Opfer wurden Blumen niedergelegt. Am Abend sollte es noch eine Andacht in der Erfurter Andreaskirche geben.
Ministerpräsident Ramelow schilderte in seinem Blog, wie er den Tag des Amoklaufs und die Tage danach in Erfurt, damals noch als Oppositionsführer, erlebt hatte. "Zwanzig Jahre ist es nun her, und keine Sekunde des 26. April 2002 habe ich vergessen", schrieb er.
Bereits am Sonntag hatte der Regierungschef an die Opfer erinnert und zum Zusammenhalt in der Gesellschaft aufgerufen. "Den Schmerz und die Fassungslosigkeit werden wir alle für immer in unseren Herzen tragen", erklärte Ramelow.
H. Müller--BTZ