Automobilbranche weiter stark von Lieferengpässen betroffen
Der deutschen Autoindustrie machen Lieferschwierigkeiten bei Halbleitern und anderen Vorprodukten weiter schwer zu schaffen. "Ohne Halbleiter, ohne Elektronik, keine Chance", sagte der Geschäftsführer des deutschen Mikrochip-Herstellers Infineon, Reinhard Ploss, bei einer Präsentation auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) am Mittwoch in München. Doch wie viele Vorprodukte sind Mikrochips derzeit Mangelware: Laut einer aktuellen Konjunkturumfrage des Ifo-Instituts beklagten im August gut 91 Prozent der Autohersteller und Zulieferer Lieferengpässe.
"Die stark gestiegenen Einkaufspreise für die Vorprodukte machen den Unternehmen weiterhin zu schaffen", erklärte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. So stiegen die Preise für Vorprodukte in der Autoindustrie laut einer Ifo-Umfrage in den drei Monaten April bis Juni 2021 um durchschnittlich 14,5 Prozent. Auch in vielen anderen Branchen stiegen im Laufe der Corona-Pandemie die Preise für Vorprodukte - häufig reagierten Unternehmen, indem sie die Kosten, zumindest teilweise, an ihre Kunden weiterreichen.
In der Autoindustrie scheint dies für viele Unternehmen keine Option zu sein: Lediglich rund acht Prozent der Unternehmen gaben an, die Preiserhöhungen vollständig an ihre Kunden weiterzugeben. 28 Prozent planten, zumindest die Hälfte der Mehrkosten weiterzugeben. Knapp 45 Prozent der Unternehmen in der Automobilbranche gaben jedoch an, dass eine Weitergabe von gestiegenen Einkaufspreisen nicht möglich sei. Die Automobilbranche sehe bei Preiserhöhungen "vergleichsweise wenig Spielraum", erklärte das Ifo-Institut weiter.
Deutliche Auswirkungen hatten die Lieferengpässe auch auf die Produktion der Autohersteller: Obwohl sich die Auftragslage seit Beginn des Jahres verbesserte, mussten Autohersteller die Produktion im gleichen Zeitraum um 17 Prozent zurückfahren, wie die DZ Bank am Mittwoch mitteilte. Die Nachfrage insbesondere nach Halbleitern nahm gleichzeitig immer weiter zu: Im Juli erreichten die Verkaufszahlen einen Höchststand.
Die erhöhte Nachfrage traf jedoch auf schwer beanspruchte Lieferketten: Im März kam es in einem japanischen Chipwerk zu einem Brand und zwei chinesische Häfen wurden wegen Corona-Ausbrüchen zeitweise geschlossen - die globale Versorgung mit Mikrochips wurde so zusätzlich gestört. Der Zusammenbruch von Lieferketten wurde auch deshalb zum Problem, weil laut DZ Bank weniger als zehn Prozent der globalen Mikrochipproduktion in Europa angesiedelt ist.
"Deutschland und Europa müssen bei der Rohstoffverfügbarkeit unabhängiger werden, denken sie an die stillstehenden Bänder weil Halbleiter fehlen", hatte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, gesagt. Dies sei eine "zentrale Lehre aus der Corona-Krise".
(B. Semjonow--BTZ)