Nachfrage nach Lithium für E-Autos könnte den britischen Bergbau wiederbeleben
Weltweit stellen Autohersteller ihre Flotten auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge um - und sie alle brauchen Lithium zur Herstellung von Batterien. Ein britisches Unternehmen hofft nun, in das Geschäft mit dem Lithium-Abbau einzusteigen und den Bergbau im Südwesten Englands wiederzubeleben. Vor fünf Jahren gründete der ehemalige Investmentbanker Jeremy Wrathall sein Unternehmen Cornish Lithium, das seitdem in der Region Cornwall tätig ist.
Zwar könnte es noch vier Jahre dauern, bis das Unternehmen mit der kommerziellen Förderung des Metalls beginnen kann. Doch Wrathall ist zuversichtlich, dass sein Unternehmen künftig Gewinne abwerfen wird. "2016 begann ich über die Revolution der Elektromobilität nachzudenken", sagt Wrathall zu AFP. "Und dann fragte ich mich, was das alles für die Nachfrage nach Metall bedeuten würde und dachte schließlich an Lithium."
Ein Freund hatte erwähnt, dass das Metall in Cornwall nachgewiesen worden war. "Und ich fragte mich, ob das im Vereinigten Königreich überhaupt bekannt war", erzählt Wrathall weiter.
Tatsächlich wurde Lithium in Cornwall bereits im Jahr 1864 entdeckt, als die Region als Abbaugebiet für Kupfer und Zinn bekannt war. Vier Jahrtausende reichte die Bergbaugeschichte der Region zurück, doch mit der Jahrhundertwende endete sie.
"Natürlich würde ich den Bergbausektor in Cornwall gerne wiederbeleben, aber das hier ist ein kommerzielles Projekt", betonte Wrathall. "Es ist keine Mission, die mich antreibt und mich emotional werden lässt".
Cornish Lithium prüft derzeit anhand von Stichproben, ob sich das Metall kommerziell fördern lässt. "Die ersten Ergebnisse sind ermutigend. Ich freue mich sehr darüber", sagt Wrathall. Abseits der malerischen Dörfer und Strände von Cornwall hat seine Firma eine ehemalige Mine wieder in Betrieb genommen.
Ziel des Unternehmens ist es, so viel Lithium aus dem heißen Wasser unter dem Gestein zu gewinnen, dass damit ein "signifikanter Anteil" der Nachfrage im Vereinigten Königreich abgedeckt werden kann - und gleichzeitig die Umwelt nicht zu sehr belastet wird. Das Unternehmen plant deshalb, die Hitze unter der Erde zur Energiegewinnung zu nutzen. Diese könnte dann wiederum für den Lithium-Abbau verwendet werden.
Cornwall ist eine Region mit sehr sauberem Wasser, wie Wrathall erklärt. Das Wasser habe einen sehr hohen Lithium-Anteil und sehr wenig andere Stoffe. "Wer nach der Nadel im Heuhaufen sucht, möchte so wenig Heu und so viele Nadeln wie möglich - und genau das haben wir hier."
Doch das Projekt war nicht ohne Herausforderungen: Bohrrechte mussten von Landbesitzern erworben werden, die richtige Technologie zum Hochpumpen des lithiumhaltigen Wassers an die Oberfläche musste gefunden werden. Konkurrenz gibt es beispielsweise von British Lithium, einem Unternehmen, das Lithium aus dem Granitgestein Cornwalls gewinnen will.
Die Nachfrage nach Lithium im Vereinigten Königreich steigt beständig an, im Jahr 2035 wird sie voraussichtlich die Marke von 75.000 Tonnen erreichen. Gedeckt wird der Bedarf bisher hauptsächlich mit Importen aus Australien und Südamerika, wo das Lithium größtenteils mit Energie aus fossilen Brennstoffen gefördert wird.
In Deutschland und Frankreich laufen derzeit Projekte für eine umweltverträglichere Produktion des Metalls. Es sei "absolut wichtig, dass wir diese Technologien entwickeln", andernfalls habe Europa keine eigenen Lithium-Quellen, warnt Wrathall. Erst kürzlich hatten die Autobauer Renault und Nissan angekündigt, in Europa große Fabriken zur Herstellung von Autobatterien zu eröffnen.
"Aus einer strategischen Perspektive sollte Europa versuchen, seine eigenen Lithiumquellen zu erschließen", sagt Alex Keynes von der Brüsseler Lobbygruppe Transport&Environment dazu. "Unserer Ansicht nach sollte mittel- und langfristig die Mehrheit der Materialien, auch Lithium, aus effizientem und sauberem Recycling stammen".
(O. Joergensen--BTZ)