Lkw-Fahrer nach tragischem Tod von Auszubildender vor Kieler Rathaus angeklagt
Ein halbes Jahr nach dem tragischen Tod einer Verwaltungsauszubildenden bei der Kollision eines Lastwagens mit einem Fahnenmast vor dem Kieler Rathaus hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Fahrer und Beifahrer erhoben. Den beiden Beschuldigten im Alter von 61 und 73 Jahren werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, teilte die Behörde in der schleswig-holsteinischen Hauptstadt am Mittwoch mit. Sie sollen sich vor dem Amtsgericht verantworten.
Der Lastwagen hatte bei Rangierarbeiten einen Fahnenmast gerammt, der abbrach und in eine Gruppe junger Menschen fiel. Dabei wurde die 23-Jährige erschlagen. Bei der Gruppe handelte sich um die neuen Auszubildenden der Stadtverwaltung, die sich anlässlich ihres ersten Arbeitstags zu einem Gruppenfoto versammelt hatten.
Die beiden Männer belieferten laut Staatsanwaltschaft mit ihrem Lastwagen samt Anhänger eine Baustelle am Rathaus. Der Unfall passierte, als sie den Anhänger wieder ankuppeln wollten. Der Beifahrer war ausgestiegen, um den Anhänger vorzubereiten. Der Fahrer setzte langsam zurück, dabei fuhr er gegen den Fahnenmast.
Nach dem Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen war das Unglück vom 3. August 2020 zwar maßgeblich auch auf einen Materialfehler an dem Mast zurückzuführen, der nicht die normale Festigkeit hatte. Trotzdem wurden die zwei Männer nun angeklagt.
Die Behörde erklärte, sie hätten keine Genehmigung zum Befahren des Rathausvorplatzes gehabt und den Lastwagen ohne Einweisung zurückgesetzt. Dadurch hätten sie das Geschehen "sorfaltswidrig mitverursacht". Die Anklage wird nun vom Amtsgericht geprüft. Es entscheidet auch darüber, ob eine Hauptverhandlung eröffnet wird.
(O. Petrow--BTZ)