Volkswagen-Chef Diess setzt sich im Strategie-Streit klar durch
Volkswagen-Chef Herbert Diess hat sich in einem internen Konflikt um die Strategie des Konzerns durchsetzt. Der Aufsichtsrat sprach in einer Sitzung am Montagabend Diess und seinen Plänen seine volle Unterstützung aus, wie das Wolfsburger Unternehmen mitteilte. Der entsprechende Beschluss wurde demnach einstimmig gefällt. Die von Diess geplante "Ausrichtung des Unternehmens auf Elektromobilität und Digitalisierung" habe die "uneingeschränkte Unterstützung" des Aufsichtsrats, hieß es.
Eine vorzeitige Vertragsverlängerung für Diess, auf die er laut Medienberichten gedrungen haben soll, wurde in der offiziellen Mitteilung jedoch nicht erwähnt. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf "informierte Kreise" berichtete, soll der 62-Jährige diese Forderung im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung fallen gelassen haben.
Der Zeitung zufolge soll auf Diess "massiver Druck aller Beteiligten" ausgeübt worden sein, auf diese Forderung zu verzichten. Der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden läuft im April 2023 aus.
In der jetzigen Erklärung des Aufsichtsrats hieß es: "In den kommenden Jahren wird der Vorstand der Volkswagen AG die Strategie mit Herbert Diess an der Spitze umsetzen.". Der Aufsichtsrat schätze die "Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit", mit der Diess "den technologischen Wandel, den Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, aber auch die wirtschaftlichen Ergebnisse des Unternehmens vorantreibt". Ohne Diess Einsatz wäre die bisherige Transformation des Unternehmens "nicht so konsequent und erfolgreich verlaufen", betonte das Gremium.
Diess ehrgeizige Pläne zum Umbau des Konzerns hatten zu Konflikten mit Arbeitnehmervertretern geführt, darunter mit dem Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh. Nun aber erklärte Osterloh, zwischen Aufsichtsrat, Vorstand und Belegschaftsvertretern herrsche "absolute Einigkeit über die konsequente Ausrichtung des Konzerns auf unsere strategischen Ziele der Transformation". Bei der Umsetzung würden sich alle Beteiligten weiterhin "zur Gleichrangigkeit von Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherung sowie zur Bedeutung der Ausbildung" bekennen.
Diess selber betonte: "Wir treiben die größte Transformation in der Geschichte von Volkswagen gemeinsam und entschlossen voran." In den kommenden Jahren werde Volkswagen weiter in die E-Mobilität, die Digitalisierung und Batterietechnologie investieren. Zugleich sollten Fixkosten und Materialkosten konzernweit in allen Marken und Regionen substanziell reduziert werden, kündigte der Vorstandschef an.
Der Aufsichtsrat segnete auch mehrere Neubesetzungen im Konzernvorstand ab. Nachfolger des auf eigenen Wunsch im Juni ausscheidenden Finanzvorstands Frank Witter wird Arno Antlitz, der bislang Vorstandsmitglied der Tochter Audi für Finanz und Recht ist. Antlitz solle sich "vor allem auf weitere Effizienzsteigerungen konzentrieren", hieß es.
Auch wird den Angaben zufolge im Konzernvorstand ein neues eigenes Ressort für Technik geschaffen. Geführt wird es ab 1. Januar von Thomas Schmall, dem Chef der Konzerntochter für Komponenten. Schmall wird unter anderem für die Entwicklung und Herstellung von Batteriezellen verantwortlich sein.
(D. Fjodorow--BTZ)