Kopier-Affäre: Fünf Formel-1-Teams drohen mit einer Berufung
Nach dem umstrittenen Urteil gegen Racing Point in der Kopier-Affäre droht der Formel 1 eine langwierige juristische Auseinandersetzung. Wie der Automobil-Weltverband FIA am Samstagmittag bekannt gab, haben fünf der zehn Rennställe fristgerecht ihre Absicht bekundet, gegen das verhängte Strafmaß in Berufung zu gehen. Dies seien Ferrari, McLaren, Williams, Renault und auch Racing Point selbst.
Sie haben nun 96 Stunden Zeit, diese Absicht zu bestätigen. Die Frist endet somit am Mittwoch um 10.30 Uhr MESZ. Der Fall, in dessen Zentrum bislang ein illegaler Designprozess technisch legaler Bremsbelüftungen steht, würde vor dem internationalen Berufungsgericht der FIA verhandelt. Dies würde Wochen bis Monate in Anspruch nehmen.
Racing Point wurde am Freitag mit einer Geldstrafe von 400.000 Euro und dem Abzug von 15 WM-Punkten in der Konstrukteurswertung belegt. Renault hatte zuvor nach drei Rennen jeweils Protest gegen die eingesetzten Boliden des britischen Rennstalls eingelegt.
Racing Point fühlt sich zu Unrecht bestraft. "Wir haben das Regelwerk genau gelesen und denken, dass wir alles befolgt haben", sagte Teamchef Otmar Szafnauer. Den weiteren beteiligten Parteien geht die Strafe nicht weit genug, zumal Racing Point die umstrittenen Bremsbelüftungen weiterhin einsetzen darf.
Es sei "nicht realistisch, von Racing Point zu erwarten, die Bremsbelüftungen neu zu designen oder zu überarbeiten, was im Endeffekt bedeuten würde, dass sie Dinge vergessen müssten, die sie bereits kennen", erklärten die FIA-Stewards in ihrem Urteil. Die Bremsbelüftungen basieren auf dem Wissen von Mercedes.
Racing Point kauft beim Weltmeisterteam viele Teile legal ein, darunter den Motor. Zu diesen sogenannten "non-listed parts" gehörten bis Ende 2019 auch die Bremsschächte, seit dem Jahreswechsel müssen sie aber von jedem Team selbst designt werden.
Zur Saison 2020 hat Racing Point, nach eigenem Bekunden allein anhand von Fotografien, mit dem RP20 eine nahezu perfekte Kopie des Weltmeister-Mercedes der Vorsaison gebaut. Dies beförderte das Team mit dem in Silverstone erneut als Ersatzfahrer eingesetzten Nico Hülkenberg (Emmerich) aus dem breiten Formel-1-Mittelfeld in die Verfolgergruppe von Mercedes. (F. Schulze--BTZ)