EU-Kommission will EU als Vorreiter bei Wasserstoff-Technologie
Die EU-Kommission will Europa zu einem Vorreiter beim Einsatz von Wasserstoff als Energieträger machen. Die Behörde stellte am Mittwoch eine Strategie und eine Partnerschaft mit der Wirtschaft vor, um die Nutzung von Wasserstoff bis 2050 auf breiter Ebene möglich zu machen. Priorität soll dabei "grüner Wasserstoff" haben, der mit Hilfe von Solar- oder Windenergie erzeugt wird. In einer Übergangszeit sollen aber auch andere Herstellungsformen mit fossilen Energieträgern gefördert werden.
"Die neue Wasserstoff-Wirtschaft kann ein Wachstumsmotor werden, um die wirtschaftlichen Schäden durch Covid-19 zu überwinden", erklärte Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans. Ziel sei es mittel- bis langfristig, in Europa eine Wertschöpfungskette für "sauberen Wasserstoff" zu schaffen. Die Kommission verweist darauf, dass Wasserstoff auch als Speicher für Energie aus Sonne und Wind genutzt werden kann, deren Produktion stark schwanken kann.
Wasserstoff kommt in der Natur zwar mannigfach vor, etwa in Wasser. Praktisch gibt es ihn aber fast nur in gebundener Form. Für die Nutzung als Energieträger muss Wasserstoff daher unter Einsatz von anderen Energiequellen in reiner Form gewonnen werden. Ist dieser Energieeinsatz emissionsfrei, wird von grünem Wasserstoff gesprochen.
Wasserstoff könne den Ausstieg aus fossilen Energieträgern in der Industrie, dem Verkehr, bei der Energieerzeugung und der Versorgung von Häusern unterstützen, erklärte die Kommission. Sie sieht die Wasserstoff-Strategie als Teil ihres "Green Deal"-Plans, der vorsieht, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen.
Brüssel will beim Wasserstoff in drei Phasen vorgehen: Bis 2024 soll die Produktion von sauberem Wasserstoff auf eine Millionen Tonnen steigen und bis 2030 auf zehn Millionen Tonnen. Zwischen 2030 und 2050 soll mit erneuerbaren Energien hergestellter Wasserstoff dann in großem Umfang zur Verfügung stehen. Derzeit werden nach EU-Angaben 9,8 Millionen Tonnen Wasserstoff in Europa produziert, vor allem durch den Einsatz fossiler Energieträger.
Unter den EU-Staaten dringt insbesondere Deutschland auf eine Förderung der Wasserstoff-Wirtschaft. Die Bundesregierung hatte im Juni ihre nationale Wasserstoffstrategie vorgestellt - Deutschland soll bei Wasserstofftechnologien "die Nummer eins in der Welt" werden. Das fördert die Regierung mit sieben Milliarden Euro im Inland und zwei Milliarden Euro für internationale Partnerschaften.
Wasserstoff sei "keine Wunderwaffe" auf dem Weg zur Klimaneutralität, räumte ein EU-Vertreter ein. Er könne aber dazu beitragen. Wichtiger sei aus Sicht der Kommission, die Elektrifizierung der Energieerzeugung voranzutreiben, um Sonne und Wind stärker zu nutzen.
Neben der Wasserstoff-Strategie stellte die Kommission deshalb auch einen Plan für besser integrierte Energiesysteme vor. Bisher erfolge die Energieerzeugung etwa für Verkehr, Industrie und Häuser noch zu sehr in "Silos", erklärte die Behörde. Die Systeme müssten integriert werden, um effizienter, flexibler und billiger zu werden und das Ziel der Klimaneutralität zu unterstützen.
Timmermans betonte, Wasserstoff sei dabei "ein wichtiges Teil des Puzzles". Denn in stark auf Energie angewiesenen Industriebereichen wie der Stahl- oder Zementherstellung oder auch im Luft- oder Schiffsverkehr seien Energieträger nötig, "die länger gespeichert und besser transportiert werden können". Hier könne sauberer Wasserstoff eine Lücke füllen.
(A. Lefebvre--BTZ)