Japan: Neuerliche Untreue-Anklage gegen Automanager Ghosn
Die japanische Staatsanwaltschaft hat eine neue Anklage wegen schwerer Untreue gegen den früheren Nissan- und Renault-Chef Carlos Ghosn erhoben. Dabei geht es um den Vorwurf der Veruntreuung von Nissan-Geldern, wie das zuständige Gericht in Tokio am Montag mitteilte. Nach der Erweiterung der Anklageschrift können Ghosns Anwälte nun erneut seine Freilassung auf Kaution beantragen.
Der einst mächtige Automanager war wegen der neuen Vorwürfe am 4. April erneut festgenommen worden - nur einen Monat, nachdem er nach rund hundert Tagen aus der U-Haft entlassen worden war. Seine aktuelle Untersuchungshaft, die erst vor zehn Tagen verlängert worden war, läuft noch bis zu diesem Montag.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 65-Jährigen zusätzlich zu den bisherigen Anklagepunkten vor, zwischen Ende 2015 und Mitte 2018 insgesamt 15 Millionen Dollar (13,4 Millionen Euro) an Nissan-Geldern an ein Unternehmen im Nahen Osten transferiert haben. Davon soll er fünf Millionen Dollar für Privatzwecke abgezweigt und davon unter anderem eine Luxusyacht finanziert und Investitionen in ein Unternehmen seines Sohnes in den USA getätigt haben.
Ghosn war bereits zuvor in drei Anklagepunkten finanzielles Fehlverhalten vorgeworfen worden. Er soll jahrelang ein viel zu niedriges Einkommen bei Nissan deklariert und persönliche Verluste auf den japanischen Autobauer übertragen haben.
Die neuen Untreue-Vorwürfe sind Experten zufolge die schwerwiegendsten Anschuldigungen gegen Ghosn. Nissan erstattete nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen ihn, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Ghosn habe die fraglichen Zahlungen, die über ein Tochterunternehmen an einen Fahrzeugvertrieb im Ausland gegangen seien, angewiesen, um sich selbst zu bereichern. Betriebswirtschaftlich gesehen seien sie "nicht notwendig" gewesen.
Ghosn wurde am 19. November festgenommen. Nach hundert Tagen wurde er gegen eine hohe Kaution und unter strengen Auflagen freigelassen. Der einstige Vorzeigemanager, der auch jahrelang beim französischen Autobauer Renault die Geschicke lenkte, bestreitet alle Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer Verschwörung.