Gericht untersagt Ex-Automanager Ghosn Teilnahme an Nissan-Verwaltungsratssitzung
Ein japanisches Gericht hat dem ehemaligen Automanager Carlos Ghosn die Teilnahme an einer Verwaltungsratssitzung des Herstellers Nissan untersagt. Ghosn habe darum gebeten, an der am Dienstag stattfindenen Sitzung teilzunehmen, jedoch "keine Erlaubnis" dafür erhalten, teilte das zuständige Gericht in Tokio am Montag mit. Sein Anwalt Junichiro Hironaka sagte dazu, er erwäge, dagegen Beschwerde einzulegen. Ghosn habe die Pflicht, daran teilzunehmen.
Den Worten des Anwalts zufolge richtete Nissan eine schriftliche Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft mit der Forderung, Ghosn die Teilnahme zu verweigern. "Wir hatten nicht mit solch einer Gegenwehr gerechnet", gestand Hironaka ein. Der Ex-Chef der Allianz zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi war vergangene Woche gegen eine hohe Kaution und unter strengen Auflagen aus japanischer Haft entlassen worden.
Er war im November überraschend festgenommen worden, japanische Behörden werfen ihm mehrere Finanzdelikte vor. So soll er sein eigenes Einkommen in Jahresabschlüssen zu niedrig angesetzt und private Ausgaben auf Nissan abgewälzt haben. Der japanische Autobauer setzte ihn nach seiner Festnahme als Chef des Verwaltungsrats ab. Um ihn aus dem Gremium zu entfernen, ist jedoch eine außerordentliche Aktionärskonferenz notwendig.
Diese soll am 8. April stattfinden - schon am Dienstag tagt indes der Verwaltungsrat. Ghosn darf allerdings wegen seiner Kautionsauflagen mit niemandem Kontakt aufnehmen, der mit seinem Verfahren in Verbindung steht. Dazu gehören auch Nissan-Manager, die voraussichtlich an der Verwaltungsratssitzung teilnehmen werden.
Ghosn muss derzeit in einer Wohnung leben, die rund um die Uhr per Kamera überwacht wird. Er selbst sieht sich allerdings als Opfer einer Verschwörung. Nissan wolle durch die Vorwürfe vermeiden, stärker in den Renault-Konzern integriert zu werden, sagte Ghosn kürzlich in einem Interview. Seit Ghosns Festnahme suchten der japanische und der französische Autobauer öffentlich den Schulterschluss.
Der neue Renault-Chef Jean-Dominique Senard und der Nissan-Vorstandsvorsitzende Hiroto Saikawa planen eine gemeinsame Pressekonferenz nach der Verwaltungsratssitzung am Dienstag. Nach Informationen von Insidern wollen sie dabei ein neues Konzept ankündigen, unter dem Renault, Nissan und Mitsubishi vereinigt werden könnten. Dieses soll demnach die aktuelle Struktur der Auto-Allianz mit Zentrale in Amsterdam ablösen.