Brexit - Japanischer Autobauer Honda schließt Fabrik in Swindon / England
Ein weiteres japanisches Unternehmen entscheidet sich kurz vor dem Brexit gegen Großbritannien: Honda kündigte am Dienstag die Schließung seiner Fabrik in Swindon mit 3500 Mitarbeitern an. Dies habe nichts mit dem bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU zu tun, versicherte Honda-Präsident Takahiro Hachigo: Honda müsse weltweit Kapazitäten verringern und verschieben. Analysten zufolge beschleunigte der Brexit aber die Entscheidung des Autokonzerns.
Swindon im Südwesten des Landes werde 2021 schließen, teilte Honda mit. In der Fabrik läuft seit mehr als 24 Jahren das Modell Civic vom Band. Zuletzt wurden dort pro Jahr 150.000 Fahrzeuge produziert. Auch die Civic-Produktion in der Türkei werde 2021 eingestellt, kündigte Honda an.
Die Entscheidung sei "nicht leichtfertig" getroffen worden, erklärte der für Europa zuständige Honda-Manager Katsushi Inoue. "Und wir bedauern zutiefst, wie erschütternd die heutige Ankündigung für unsere Leute sein wird". Die Entscheidung hänge mit "beispiellosen Veränderungen" in der weltweiten Automobilproduktion zusammen.
"Niederschmetternd" sei diese Entscheidung, erklärte am Dienstag der britische Wirtschaftsminister Greg Clark. Die Ankündigung sei "ein besonders schwerer Schlag" für die "Tausenden von ausgebildeten und engagierten" Mitarbeiter, für ihre Familien und alle, die in Zulieferbetrieben beschäftigt seien. Auch der Minister betonte, die Entscheidung habe nichts mit dem Brexit zu tun, sondern sei den Veränderungen in der Autoindustrie geschuldet.
"Honda hat diese Entscheidung offenbar seit langem vorbereitet", erklärte Analyst Seiji Sugiura vom Tokai Tokio Research Institut. "Dann kam der Brexit, und das könnte den Konzern dazu gebracht haben, den Schritt jetzt zu machen." Auch Autoindustrieexperte Satoru Takada von der Marktforschungsfirma TIW in Tokio sagte, das Werk in Swindon "kämpfe" seit Jahren. "Dann kam der Brexit." Das veränderte Umfeld habe Honda zu dem Schritt "getrieben".
Honda ist das vorerst letzte in einer Reihe von japanischen Unternehmen, die sich aus Großbritannien zurückziehen. Erst Anfang Februar hatte Nissan angekündigt, seine neue Version des SUVs X-Trail doch nicht im britischen Sunderland zu bauen. Zuvor hatten die Elektronikkonzerne Sony, Panasonic und Hitachi mitgeteilt, ihre Geschäfte in Großbritannien herunterzufahren.
Toyota warnte kürzlich vor "negativen Folgen", sollte das Königreich ohne Vertrag aus der EU ausscheiden. Die Toyota-Fabrik in Burnaston sei auf Just-in-time-Lieferungen angewiesen.
In Großbritannien sind rund 1000 japanische Unternehmen tätig, sie beschäftigen rund 140.000 Menschen. Seit Ende der 80er Jahre war die Insel wegen der unter Margaret Thatcher begonnenen unternehmensfreundlichen Politik ein bevorzugter Standort in der Europäischen Union.