Renault: Französischer Automanager Carlos Ghosn verliert Millionenvergütung
Der französische Autobauer Renault streicht seinem früheren Chef Carlos Ghosn eine Vergütung im Wert von mindestens zehn Millionen Euro. Der Verwaltungsrat sprach sich am Mittwoch einstimmig gegen die Vergütung unter anderem in Form von Aktien aus. Der in Japan festgenommene Manager heuerte unterdessen neue Anwälte an, die den Prozess in rund einem Monat vorbereiten sollen.
Der Renault-Verwaltungsrat strich Ghosn eine Vergütung in Form von Unternehmensaktien. Die Bedingung der "Präsenz bei Renault" sei nicht erfüllt, hieß es zur Begründung. Zudem setzte der Verwaltungsrat eine Konkurrenzklausel außer Kraft. Danach hätten Ghosn beim Verlassen des Konzerns rund vier Millionen Euro dafür zugestanden, dass er zwei Jahre lang nicht für einen Konkurrenten hätte arbeiten dürfen.
Insgesamt entgehen dem früheren Manager nach Angaben aus informierten Kreisen rund zehn Millionen Euro. Die Unternehmensberatung Proxinvest schätzt dagegen allein den Wert des Aktienpakets auf mehr als 20 Millionen Euro. In Japan tauschte Ghosn unterdessen seine Anwälte aus. Unterstützen soll ihn nun der erfolgreiche Verteidiger Junichiro Hironaka, der in Japan schon mehrfach prominente Angeklagte vertrat und häufig einen Freispruch erreichte.
Ghosn betonte, er werde sich "energisch" gegen den Vorwurf verteidigen, er habe jahrelang ein zu niedriges Einkommen beim Autobauer Nissan angegeben. Nun beginne die Phase, "in der ich nicht nur meine Unschuld beweisen, sondern auch die Umstände aufklären werde, die zu meiner ungerechtfertigten Verhaftung führten", erklärte der 64-Jährige.
Der einstige Vorzeigemanager war am 19. November überraschend in Japan festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft Ghosn vor, er habe jahrelang ein zu niedriges Einkommen bei seinem Arbeitgeber Nissan deklariert und persönliche Verluste auf den Autobauer übertragen. Ghosn trat daraufhin im Januar als Chef von Renault zurück. Zuvor hatten ihn bereits Nissan und Mitsubishi als Vorsitzenden des Verwaltungsrats abgesetzt.
Die bisherigen Anwälte Ghosns legten ihr Mandat nieder. Sie waren sehr defensiv aufgetreten. Am Donnerstag soll ein erstes Treffen zwischen Ghosns Verteidigern, der Staatsanwaltschaft und dem Gericht stattfinden, um den Prozess vorzubereiten. Die Untersuchungshaft ist bis 10. März angeordnet. Danach soll der Prozess beginnen.