EU-Rechnungsprüfer: EU-Reaktion auf Diesel-Skandal hat begrenzte Wirkung
Der EU-Rechnungshof hat der Reaktion der EU auf den Diesel-Abgasskandal ein durchwachsenes Zeugnis ausgestellt. Der Rückruf von mehr als zehn Millionen Fahrzeugen etwa habe nur geringe Auswirkungen auf die Luftqualität gehabt, erklärten die Rechnungsprüfer am Donnerstag in Brüssel. Demnach könnte es "angesichts der zahlreichen bereits in Betrieb befindlichen besonders umweltschädlichen Fahrzeuge" noch viele Jahre dauern, bis es spürbare Veränderungen gebe.
Als Reaktion auf den Abgasskandal hatte die EU-Kommission unter anderem strengere Kontrollen von Fahrzeugen vorgeschrieben. Die realen CO2- und Stickoxid-Emissionen sollten strenger geprüft und die Fahrzeuge gegebenenfalls zurückgerufen werden. Außerdem wurde mit dem neuen Test-Standard WLTP ein strengeres und weltweit harmonisiertes Prüfverfahren eingeführt.
Der Rechnungshof warnte nun, Autohersteller könnten neue Optimierungsmöglichkeiten für Labortests nutzen, um auch WLTP zu umgehen. Diesem Risiko könne begegnet werden, indem tatsächlich im Verkehr befindliche Fahrzeuge intensiver geprüft würden, empfehlen die Prüfer.
Sie merkten zudem an, dass die Wirkung der Maßnahmen stark von der Umsetzung der Vorgaben durch die Mitgliedstaaten abhänge. Für eine umfassende Bewertung der Maßnahmen sei es aber ohnehin noch zu früh, da viele der neuen Vorschriften noch nicht vollständig in Kraft seien.
2015 war bekannt geworden, dass Volkswagen jahrelang systematisch Abgastests von Neuwagen manipuliert hatte. Illegale Software sorgte bei Tests im Labor für einen niedrigeren Ausstoß von schädlichen Stickoxiden als im normalen Betrieb im Straßenverkehr. Später wurde bekannt, dass auch andere europäische Autobauer ihre Abgastests ähnlich manipuliert hatten.