Fiat Chrysler legt Rechtsstreit mit US-Behörden zu Abgasskandal bei
Im Skandal um falsche Abgaswerte von Dieselfahrzeugen hat Fiat Chrysler seine Rechtsstreitigkeiten mit den US-Behörden per Einwilligung in Strafzahlungen und Reparaturen im Volumen von mehr als einer halben Milliarde Dollar beigelegt. Die Kosten der Vereinbarung summieren sich für den italienisch-amerikanischen Autohersteller auf 515 Millionen Dollar (447 Millionen Euro), wie das Justizministerium in Washington am Donnerstag mitteilte.
In einer separaten Vereinbarung stimmten Fiat Chrysler sowie der deutsche Autozulieferer Bosch zudem Entschädigungszahlungen an betroffene Verbraucher zu, um eine Sammelklage beizulegen. Diese Vereinbarung könnte den Ministeriumsangaben zufolge auf Gesamtkosten von mehr als 300 Millionen Dollar hinauslaufen. In den Klagen gegen Fiat Chrysler wie auch das Unternehmen Bosch, das Komponenten für Dieselfahrzeuge des Konzerns lieferte, ging es um rund 104.000 Fahrzeuge mit Drei-Liter-Motoren.
Fiat Chrysler wird vorgeworfen, bei der Geländelimousine Jeep Grand Cherokee sowie dem Kleinlaster Ram 1500 absichtlich eine Software eingebaut zu haben, welche die Abgaswerte bei Tests verfälschte. Die betreffenden Fahrzeuge der Baujahre 2014 bis 2016 sollen so auf dem Prüfstand weniger Stickoxide ausgestoßen haben als beim Einsatz auf der Straße.
Der Skandal hat bei Fiat Chrysler allerdings eine deutlich geringere Dimension als bei Volkswagen: Dort waren von den Abgasmanipulation bei Dieselfahrzeugen weltweit elf Millionen Fahrzeuge betroffen, davon allein rund 560.000 in den USA. Die von Volkswagen ausgehandelten Entschädigungen und Strafzahlungen in den Vereinigten Staaten sind denn auch wesentlich höher. Sie belaufen sich auf mehr als 22 Milliarden Dollar.
Fiat Chrysler habe sowohl die Verbraucher als auch die US-Bundesbehörden "betrogen", indem es mit der Installierung der Software die Regulierungen gegen Luftverschmutzung untergraben habe, erklärte der kommissarische Vorsitzende der Umweltbehörde EPA, Andrew Wheeler. Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne hat hingegen bestritten, dass sein Unternehmen die Software mit dem Vorsatz eingebaut habe, bei den Tests zu tricksen.
Der Konzern schloss den Vergleich mit der EPA, dem US-Justizministerium und dem Bundesstaat Kalifornien. Demnach wird Fiat Chrysler unter anderem eine Zivilstrafe von 305 Millionen Dollar zahlen. Vorgesehen ist auch ein Programm zum Rückruf und der Nachrüstung von Fahrzeugen im Volumen von 185 Millionen Dollar. Hinzu kommen zwei weitere Strafzahlungen im Gesamtvolumen von 25 Millionen Dollar.
Die separate Vereinbarung zur Beilegung der Sammelklage sieht laut Justizministerium vor, dass Fiat Chrysler und Bosch an die einzelnen betroffenen Verbraucher Entschädigungszahlungen in der Höhe zwischen 990 und 3075 Dollar leisten. Neben Fiat Chrysler und Volkswagen sind noch weitere Autohersteller in den USA wegen Manipulationen von Abgaswerten verklagt worden. Dazu gehören BMW und Daimler.