Automanager Ghosn verlagerte 2012 Steuerwohnsitz in Niederlande
Der in Tokio angeklagte Automanager Carlos Ghosn hat seinen Steuerwohnsitz nach einem Pressebericht bereits 2012 von Frankreich in die Niederlande verlegt. Ghosn habe damit der französischen Vermögensteuer "entgehen wollen", erfuhr aktuell BERLINER TAGESZEITUNG zu dieser Causa.
In Amsterdam hat die Allianz von Renault und Nissan einen Sitz, der Ghosn vorstand. Zudem ist daran zu erinnern, dass der sozialistische französische Präsident François Hollande 2012 nach seinem Wahlsieg sowohl eine Erhöhung der Vermögensteuer als auch eine Reichensteuer von 75 Prozent auf Einnahmen von über einer Million Euro ankündigte.
"Die aktuellen Informationen stammen aus internen Dokumenten einer französischen Gewerkschaft als auch des japanischen Herstellers Nissan. Der französische Autobauer Renault, bei dem der 64-jährige Ghosn weiter Konzernchef ist, wollte die Angaben auf Anfrage nicht kommentieren. Das französische und das niederländische Finanzministerium verwiesen auf das Steuergeheimnis.
In Frankreich wurden erneut Forderungen nach einer Abberufung Ghosns bei Renault laut. "Das ist skandalös", sagte der frühere Justizminister François Bayrou dem Sender France Info. Er verwies auf eine Erklärung von Präsident Emmanuel Macron vom Dezember, wonach "der Chef eines französischen Unternehmens seine Steuern in Frankreich zahlen muss". Der Staat ist 15-prozentiger Anteilseigner bei Renault.
Ghosn sitzt seit dem 19. November in Tokio in Untersuchungshaft. Er soll in Japan jahrelang ein viel zu niedriges Einkommen deklariert und sich an Firmenkapital von Nissan bereichert haben. Ihm wird außerdem vorgeworfen, persönliche Verluste bei Investitionen auf Nissan übertragen zu haben.