Abgasbetrug: Absatz von Neuwagen in Großbritannien 2018 eingebrochen
In Großbritannien ist der Autoabsatz im vergangenen Jahr um 6,8 Prozent eingebrochen. Wie der Herstellerverband SMMT am Montag mitteilte, wurden 2018 rund 2,4 Millionen Neuwagen in Umlauf gebracht. Demnach brach vor allem der Verkauf von Dieselwagen ein und zwar um 29,6 Prozent. Eine "Anti-Diesel-Rhetorik und steuerliche Nachteile" für diese Antriebsart hätten die Käufe zurückgehen lassen, erklärte der Verband.
Zwar hätten die Verkäufe von Benzinern um 8,7 Prozent und die von Hybrid- und Elektrowagen um 20,9 Prozent zugenommen und den Einbruch etwas abgefedert, teilte der Verband mit. Allerdings reiche das nicht, um den Abwärtstrend bei den Diesel-Verkäufen zu stoppen. Viele Besitzer eines Dieselwagens warteten derzeit ab und behielten zunächst ihren Wagen.
Der Herstellerverband machte außerdem die sinkende Kauflust der Verbraucher angesichts der Unsicherheiten rund um den Brexit für die schlechten Zahlen verantwortlich. Das Verbrauchervertrauen fiel nach einer Analyse des Marktforschungsinstituts GfK im Dezember auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren.
Die Briten hatten sich 2016 in einer Volksabstimmung mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, die Europäische Union zu verlassen. Der Brexit ist für Ende März vorgesehen. Premierministerin Theresa May einigte sich mit den EU-Ländern auf ein Austrittsabkommen, das unter anderem eine für die Wirtschaft wichtige Übergangsperiode vorsieht. Widerstand schlägt ihr allerdings vom britischen Parlament entgegen, das den Vertrag absegnen muss.
Aktuell berichten auch Mercedes Kunden, dass nach dem Aufspielen eines Software-Updates, bei V-Klasse Modellen, der Dieselverbrauch entgegen der Aussage des Daimler-Konzerns gestiegen ist. Daimler muss auf Anordnung des deutschen Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) vom 03. August 2018 - in ganz Europa - einen verpflichtenden Rückruf für Mercedes-Benz Fahrzeuge mit Diesel-Motor durchführen. Bei dem Rückruf geht es ausschließlich um Fahrzeugvarianten der Euro 6b-Norm, was den Verdacht nähert, dass neben Volkwagen - auch Mercedes - massiv Dieselabgaswerte mittels Manipulation verändert haben könnte.
Der Rückruf ersteckt sich aktuell auf die folgenden Modelle: Vito 1,6l Diesel (Motor OM 622), C-Klasse 1,6l Diesel (Motor OM 626), ML/GLE/GL/GLS 3,0l Diesel (Motor OM 642), V-Klasse 2,2l Diesel (Motor OM 651) und GLC 2,2l Diesel (Motor OM 651). Es sind zudem weitere einzelne Modellvarianten im Umfang des Rückrufes. Eine Liste, welche Motorenvarianten Mercedes einer Software-Modifikation unterziehen muss, finden Sie hier: https://www.BerlinerTageszeitung.de/images/Rueckruf-by-Daimler.pdf
Verbraucherschützer und ADAC haben am 1. November die bundesweit erste Musterfeststellungsklage eingereicht. Mit der Sammelklage sollen die Schadensersatzansprüche von Millionen Dieselfahrern gerettet werden.
Am 7. Juni 2018 urteilte das Landgericht Hanau (Az: 9 O 76/18), dass die Daimler AG einen Mercedes-Benz Vito zurücknehmen und den Kaufpreis in Höhe von 59.500 Euro abzüglich einer Nutzungsentschädigung für die gefahrenen Kilometer zurückzahlen muss. Die Richter sprachen dem Verbraucher einen Schadensersatz nach§ 826 BGB wegen sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung durch den Daimler Konzern (Mercedes Benz) zu.
Nur zwei Tage vorher, am 5. Juni 2018, hatte bereits das Landgericht Karlsruhe Daimler dazu verpflichtet, an den Verbraucher 9.900 Euro zu zahlen und dafür das betroffene Fahrzeug zurückzunehmen - einen Mercedes-Benz C200 d T-Modell - sowie vorgerichtliche Rechtsanwaltskosten in Höhe von rund 1.800 Euro zu erstatten (18 O 24/18). Der Daimler Konzern steht nach Meinung von Juristen vor einer gigantischen Klagewelle, welche Volkswagen längst überrollt hat, "da sich ein Betrug am Verbraucher auf lange Sicht nicht auszahlt", wie Motorjurnalisten gegenüber BERLINER TAGESZEITUNG bekunden.