Sohn: Japanischer Staatsanwalt drängt Ghosn zu Schuldgeständnis
Der in Japan inhaftierte Automanager Carlos Ghosn wird nach den Worten seines Sohnes von der Staatsanwaltschaft zu einem Schuldgeständnis gedrängt. Seit seiner Inhaftierung habe er die Option, die Vorwürfe zurückzuweisen oder zu "gestehen und freizukommen", sagte Anthony Ghosn nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. "Paradoxerweise ist das Geständnis, das er unterschreiben soll, nur in japanischer Sprache verfasst", fügte er hinzu. Sein Vater spreche aber kein Japanisch.
Die Haltung seines Vaters sei klar, sagte Anthony Ghosn weiter: Er wolle sich "energisch" vor Gericht verteidigen. Der 24-Jährige konnte seinen vor rund sieben Wochen festgenommenen Vater noch nicht in der Untersuchungshaft besuchen, wie er dem Sonntagsblatt berichtete. Alle Informationen habe er über die Anwälte.
Demnach hat sein Vater in Haft bereits zehn Kilogramm abgenommen und muss jederzeit damit rechnen, vernommen zu werden: "Der Staatsanwalt hat das Recht, ihn jederzeit zu verhören (...) er kann früh morgens kommen oder spät abends. Die Verhöre dauern eine oder zwei Stunden", sagte Anthony Ghosn. Er bestätigte, dass die Anwälte seines Vaters bis heute keinen "Zugang zu den gesamten Unterlagen" der Staatsanwaltschaft haben.
Ghosn war am 19. November festgenommen worden. Der Renault-Chef wird verdächtigt, in Japan jahrelang ein viel zu niedriges Einkommen deklariert und sich an Firmenkapital des Autobauers Nissan bereichert zu haben. Die Staatsanwaltschaft warf Ghosn später zudem vor, persönliche Verluste bei Investitionen auf Nissan übertragen zu haben.
Der einstmals mächtige 64-jährige Manager hat eine öffentliche Anhörung vor Gericht beantragt, um den konkreten Grund für seine Inhaftierung zu erfahren und Stellung nehmen zu können. Die Anhörung wurde für Dienstag angesetzt. Sie gebe seinem Vater zum ersten Mal die Möglichkeit, sich selbst zu den Vorwürfen zu äußern, sagte sein Sohn. Dafür habe er zehn Minuten. Carlos Ghosn wird demnach in Gefängniskleidung und mit Handschellen vor Gericht erscheinen.
Nissan sowie auch der japanische Autobauer Mitsubishi setzten Ghosn wegen der Affäre als Vorsitzenden ihrer Verwaltungsräte ab, Renault hält offiziell an Ghosn als Vorstandschef fest. Die Geschäfte für Renault führt vorläufig jedoch sein Stellvertreter Thierry Bolloré.