Nach Abgasbetrug: Zulassungsstau bei Autokonzernen bremst Konjunktur
Der Zulassungsstau bei den Autokonzernen und schwächelnde Exporte haben das deutsche Wirtschaftswachstum ausgebremst. Das Statistische Bundesamt teilte am Mittwoch mit, dass die deutsche Wirtschaftskraft von Juli bis September im Vergleich zum Vorquartal zum ersten Mal seit Anfang 2015 sank - um 0,2 Prozent. Das Bundeswirtschaftsministerium von Peter Altmaier (CDU) versuchte zu beruhigen: Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft sei im dritten Quartal "nur unterbrochen" worden.
Das Ministerium machte vor allem Probleme der Autoindustrie bei der Umstellung auf den neuen Abgastest WLTP verantwortlich. Der Teststandard gilt seit September für alle Neuwagen in der EU. Viele Autobauer kamen mit der Zertifizierung ihrer Autos jedoch nicht hinterher, die Produktion sank im dritten Quartal auf den niedrigsten Stand seit 1997. Der Neuwagenmarkt in der Europäischen Union erlebte eine Achterbahnfahrt mit stark gestiegenen Zulassungszahlen im August und einem herben Einbruch im September.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist der Rückgang im dritten Quartal "vor allem auf die außenwirtschaftliche Entwicklung zurückzuführen". Nach vorläufigen Berechnungen exportierten deutsche Unternehmen in diesem Zeitraum weniger Güter ins Ausland, die Importe legten gegenüber dem Vorquartal hingegen zu. Im Inland investierten die Unternehmen in Ausrüstung und das Baugewerbe, während die privaten Konsumausgaben zurückgingen.
Der Konsumrückgang hat laut Carsten Brzeski von der ING-Bank verschiedene Gründe: So seien Lohnerhöhungen durch die gestiegenen Energiepreise aufgefressen worden und das schlechte Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Russland habe im Sommer auf die Laune gedrückt. "Wir wagen es nicht, die Leistungen der Nationalmannschaft vorauszusagen", erklärte Brzeski, "aber zumindest der Autosektor sollte sich in den kommenden Monaten erholen und etwas geringere Energiekosten den privaten Konsum wiederbeleben."
Für die gesunkenen Exporte machen die Analysten der Commerzbank die schwächelnde Nachfrage aus dem wichtigsten Markt China verantwortlich. Die chinesische Wirtschaft leide zum einen unter den hohen Schulden der Staatsbetriebe. Dazu kämen noch große Probleme durch den Handelskrieg mit den USA. Doch die chinesische Regierung habe bereits Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Kreditaufnahme anzukurbeln. Deshalb werde Chinas Wirtschaft nicht abschmieren.
Die überwiegende Meinung der Analysten ist, dass sich Deutschlands Wirtschaft wieder erholen und wie in den vorherigen Quartalen wachsen werde. Im ersten Quartal 2018 hatte das BIP um 0,4 Prozent zugelegt, im zweiten um 0,5 Prozent. Das leichte Minus dieses Jahr sei nur eine "Delle", meint etwa Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg. "Die allgemeine Konjunkturlage ist besser als diese Zahl".