Dieselskandal: Volkswagen trennt sich von inhaftiertem Audi-Chef Stadler
Der inhaftierte Audi-Chef Rupert Stadler ist seinen Job los: Der Volkswagen-Konzern trennt sich "mit sofortiger" Wirkung von dem Manager, der auch im Vorstand von VW saß, wie der Wolfsburger Autobauer aktuell mitteilte. Demnach trafen die Aufsichtsräte von VW und Audi eine entsprechende Vereinbarung mit Stadler. Grund für den Schritt sei die "andauernde Untersuchungshaft" von Stadler, der sich künftig auf seine Verteidigung konzentrieren wolle.
Stadler scheide mit sofortiger Wirkung aus den Unternehmen aus und sei nicht mehr für den Volkswagen-Konzern tätig, erklärte der Autobauer. Wegen seiner Inhaftierung sei er "nicht in der Lage", seine Aufgaben als Vorstandsmitglied zu erfüllen. Die vertragliche Abwicklung sei an den Verlauf und den Ausgang des Strafverfahrens geknüpft, teilte VW mit.
In dem Verfahren gegen Stadler geht es um Betrug und "mittelbare Falschbeurkundung" beim Verkauf hunderttausender Dieselautos auf dem europäischen Markt. Derzeit versucht er per Haftbeschwerde, gegen seine Inhaftierung vorzugehen.
Medienkreise berichteten unter Berufung auf Konzernkreise, bei der Vertragsauflösung mit Stadler gebe es keinen "Goldenen Handschlag". Der Manager erhalte demnach deutlich weniger als zehn Millionen Euro für die Beendigung seiner bis 2022 laufenden Verträge und das auch nur, wenn das gegen ihn laufende Ermittlungsverfahren gut für ihn ende. Im Moment bekomme Stadler gar keine Abfindung, hieß es nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ) aus Konzernkreisen.
Gegen eine hohe Abfindung für Stadler hatten sich dem Bericht zufolge die Vertreter des Betriebsrates, der Gewerkschaft IG Metall und des Landes Niedersachsen im Aufsichtsrat ausgesprochen. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrates hieß es dazu, ein Entgegenkommen gegenüber Stadler wäre sowohl den Beschäftigten wie auch den Bürgern auf keinen Fall zu vermitteln gewesen.
Mit den Hauptaktionären von VW, den Familien Porsche und Piëch, soll es darüber aber noch Diskussionen gegeben haben. Voraussichtlich an Stadler ausgezahlt werden dem Bericht zufolge aber noch ausstehende Boni für die vergangenen Jahre, die erst noch berechnet werden müssten.
Stadlers Anwalt war nach BTZ-Information für eine Stellungnahme zu der Vergütung seines Mandanten nicht erreichbar. Als Audi-Chef hatte Stadler zuletzt rund fünf Millionen Euro im Jahr erhalten haben, einen Großteil davon in Form von Boni.
Stadler kam schon 1990 zu Audi, 2007 wurde er Audi-Chef. Seit 2010 saß er zudem im Vorstand des Mutterkonzerns VW. Der Manager war zuletzt beurlaubt, weil er seit Mitte Juni wegen seiner Verwicklungen im Dieselskandal in Untersuchungshaft sitzt. Er soll versucht haben, Zeugen oder Beschuldigte zu beeinflussen.
Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot führt im Moment die Premium-Tochter des VW-Konzerns. Er dankte Stadler am Dienstag für "elf Jahre an der Spitze von Audi". In dieser Zeit habe der Autobauer Absatz und Umsatz "nahezu verdoppeln" können. Stadler habe zudem "wichtige Weichenstellungen" vorgenommen und etwa die Elektroauto-Offensive eingeleitet. Schot bleibt laut VW zunächst Interimschef von Audi. Wer dauerhaft auf Stadler nachfolgen soll, blieb zunächst offen.
Der Gesamtbetriebsrat von Audi erklärte, das Ausscheiden von Stadler aus der Konzernführung bedeute für die Belegschaft "endlich mehr Klarheit". Nun müsse die gesamte Konzentration auf dem eingeleiteten Neustart liegen, forderte der Vorsitzende Peter Mosch.
Sollte es Schadenersatzforderungen gegen Stadler geben, habe Volkswagen "vollen Zugriff" auf seine Pensionsansprüche in Höhe von 22 Millionen Euro, hieß es hierzu nach Medieninformationen aus Kreisen der Arbeitnehmervertrerter.