Daimler-Belegschaft verliert zunehmend Vertrauen in Konzernführung
Die Daimler-Belegschaft verliert nach Angaben ihrer Vertretung zunehmend das Vertrauen in die Konzernführung. "Wir erleben in allen Werken derzeit deutlich, dass mit jeder neuen Nachricht das Vertrauen abnimmt", sagte der Betriebsratsvorsitzende des Motorenwerks in Untertürkheim in Stuttgart, Wolfgang Nieke, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. Die größte Sorge der Belegschaft sei, "dass rund um das Thema Abgas noch viel mehr auf den Tisch kommen könnte als bisher bekannt".
Daimler-Chef Dieter Zetsche ist am Montagnachmittag wegen des Vorwurfs von Abgasmanipulationen bei der Marke Mercedes erneut bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) einbestellt. Scheuer hatte dem Konzernchef bei einem ersten Treffen eine zweiwöchige Frist eingeräumt, um den Vorwurf zu klären. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte am 23. Mai den Rückruf von weltweit rund 5000 Fahrzeugen des Mercedes-Vans Vito wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen angeordnet, Berichten zufolge könnten aber hunderttausende Fahrzeuge betroffen sein.
Bei den Beschäftigten steige nun die Skepsis: Zetsche habe am Anfang des Dieselskandals gesagt, "dass bei uns nicht betrogen wird", sagte Nieke den Zeitungen. "Darauf haben sich die Beschäftigten verlassen." Seitdem hätten die Behörden aber immer mehr Motoren von Daimler ins Visier genommen. Die Belegschaft sei sich nun nicht mehr sicher, ob sie den früheren Erklärungen noch länger glauben könne. Das sei ein "belastendes Gefühl", vor allem deshalb, weil unklar sei, wann die Mitarbeiter Klarheit hätten.
Daimler müsse nun gegenüber den Behörden und der Staatsanwaltschaft Klarheit schaffen, forderte der Betriebsratsvorsitzende. Die Aufklärung finde hinter verschlossenen Türen statt. Die Beschäftigten hingegen wollten "Antworten hören", sagte Nieke.