VW rechnet wegen neuer Abgasmessung mit Produktionsausfällen
Die Umstellung der Abgasmessung auf den neuen Standard WLTP stellt die Autobauer weiter vor Probleme. Volkswagen erwartet im dritten Quartal wegen der Umstellung auf den neuen Prüfzyklus Produktionsausfälle, wie das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg mitteilte. Die Umstellung sei ein "Kraftakt", erklärte Konzernchef Herbert Diess. "Wir müssen allein bei der Marke Volkswagen innerhalb kürzester Zeit über 200 Modellvarianten neu prüfen und zulassen."
Der Prüfaufwand durch die neue Testprozedur sei drei- bis viermal so hoch wie bisher, erklärte der Konzernchef. Um dies zu bewältigen, werde auf den Prüfständen "quasi rund um die Uhr getestet". Dennoch zeichne sich für den Standort Wolfsburg ab, dass im dritten Quartal mit Ausfällen in der Produktion gerechnet werden müsse.
Bei der Zulassung von Neuwagen gelten in der EU ab dem 1. September neue Regeln für die Testzyklen, mit denen etwa Abgasgrenzwerte, der CO2-Ausstoß und der Kraftstoffverbrauch für neu auf den Markt kommende Modellreihen ermittelt werden. Bei den Labormessverfahren wird der sogenannte Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ) durch die international abgestimmte sogenannte Worldwide Harmonized Light-Duty Test Procedure (WLTP) ersetzt. Das Verfahren soll realistischere Werte liefern, indem es wirklichkeitsgetreues Fahrverhalten besser simuliert.
Nach dem dreiwöchigen Werksurlaub in Wolfsburg bis Ende Juli sollen dort nach Angaben von Diess nur noch Fahrzeuge vom Band laufen, die die neuen Normen erfüllen. "Die Auslieferungen erfolgen nach und nach, sobald die erforderlichen Zulassungen vorliegen", erklärte der Konzernchef. "Dennoch werden wir viele Fahrzeuge zwischenzeitig lagern müssen."
Damit diese Zahl nicht zu groß werde, müssten in Wolfsburg nach dem Werksurlaub bis Ende September Schließtage eingeplant werden. Wie sich diese verteilen, solle in den nächsten Tagen mit dem Betriebsrat besprochen werden. Betriebsratschef Bernd Osterloh warf der Geschäftsführung vor, das Unternehmen habe "über Jahre zu wenig Abgasprüfstände gebaut". Die Folgen dürften jetzt nicht auf die Beschäftigten abgeladen werden.