Kartellamts-Chef Mundt begrüßt neue Mobilitätsdienstleister wie Uber
Der Wettbewerbsdruck durch den US-Fahrdienstleister Uber tut dem deutschen Taxigewerbe gut, findet Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Innovative Geschäftsideen in traditionellen Branchen seien grundsätzlich zu begrüßen, sagte Deutschland oberster Wettbewerbshüter nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ), in einem aktuellen Interview. "Aber wir brauchen einheitliche Bedingungen für Fahrdienste."
Das bedeutet einerseits, "dass man für Dienste wie Uber Regeln schaffen muss – etwa beim Versicherungsschutz oder bei der Zuverlässigkeit der Fahrer." Auf der anderen Seite sei es aber "gleichsam von Nöten", die bestehenden Regularien im Taxigewerbe auf den Prüfstand zu stellen. "Warum muss man als Taxifahrer erst das Straßennetz einer Stadt auswendig lernen oder jedes Jahr zum Gesundheitscheck?", fragte Mundt. "Das ist nicht mehr zeitgemäß."
Uber oder auch Airbnb seien Beispiele für Geschäftsmodelle aus der Internetwirtschaft, die enormen Druck auf etablierte Branchen ausüben. "Wir sollten die davon ausgehenden positiven Impulse als Chance begreifen, tradierte Regeln zu überdenken", sagte Mundt.
Uber-Chef Dara Khosrowshahi sagte nach BTZ-Information am Mittwoch: "Uber hat in Deutschland sicherlich in der Vergangenheit Dinge falsch gemacht." Der Plattformanbieter habe sich zu sehr auf das Wachstum konzentriert, ohne dabei ein guter Partner zu sein und den Städten richtig zuzuhören. "Das hat sich jetzt geändert."
Ein Beispiel dafür sei ein Sozialversicherungs-Paket, das Uber gemeinsam mit einem Versicherungskonzern für selbstständige Fahrer in Deutschland und ganz Europa auf die Beine gestellt habe. "Die Fahrer wollten selbstständig und trotzdem durch eine Sozialversicherung abgesichert sein. Also haben wir zugehört und gehandelt."
Der Uber-Chef will künftig nicht nur den Taxis Konkurrenz machen: "In Deutschland wollen wir es möglich machen, dass man verschiedene Transportmittel von Elektrofahrrädern bis hin zu den öffentlichen Verkehrsmitteln mit der Uber-App nutzen kann."
Mehr Wettbewerb in der gesamten Mobilitätsbranche begrüßt Kartellamtschef Mundt. Er nannte das Beispiel Deutsche Bahn: "Die Bahn hat im Fernverkehr einen Anteil von 99 Prozent. Da kann man nicht von Wettbewerb sprechen". Deshalb sei es positiv, dass Flixbus der Bahn auch auf der Schiene Konkurrenz macht. "Flixtrain ist ein sehr interessantes Projekt. Davon könnten wettbewerbsfördernde Impulse ausgehen."
Auch im deutschen Flugverkehr sieht Mundt noch Potenzial für mehr Wettbewerb: "Die Lufthansa hat noch immer Monopolstrecken in Deutschland. Das Kartellamt beobachte genau, wie sich die Preise auf diesen Routen entwickeln. Es sei wichtig, dass der Markt weiterhin neuen Airlines offen steht.