Abschluss von Ermittlungen gegen VW wegen Manipulation noch 2018
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig könnte ihre Ermittlungen gegen drei hochrangige Manager des VW-Konzerns wegen Marktmanipulation bereits bis Jahresende abschließen. In dem Verfahren sei "ein Abschluss der Ermittlungen noch in diesem Jahr denkbar", sagte Behördensprecher Klaus Ziehe nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG am Freitag. Der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn, Aufsichtsratsvorsitzender Hans Dieter Pötsch und der heutige Konzernchef Herbert Diess werden verdächtigt, die VW-Aktionäre zu spät über den Dieselskandal informiert zu haben. Alle drei bestreiten den Vorwurf.
Ziehe betonte gegenüber in diesem Zusammenhang, die Strafverfolger schreckten bei der Aufarbeitung der Dieselaffäre nicht vor großen Namen zurück: "Wir haben bei unseren Ermittlungen von Beginn an alle Konzernetagen ins Visier genommen." Volkswagen hatte im September 2015 unter dem Druck der US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Dieselautos unterschiedlicher Marken die illegale Software zur Manipulation der Abgaswerte eingebaut zu haben. Erst einige Tage später gab der Konzern auch eine Gewinnwarnung heraus. Winterkorn trat kurz danach zurück.
VW-Anleger fordern in Deutschland wegen der späten Warnung rund zehn Milliarden Euro Schadenersatz. Verfahren laufen deswegen vor Zivilgerichten in Braunschweig und Stuttgart. Die erste Verhandlung im Musterverfahren in Braunschweig soll am 3. September beginnen. In den USA ist Winterkorn zudem wegen Verschwörung zum Betrug angeklagt.
BERLINER TAGESZEITUNG erfuhr am Freitag, Winterkorn wolle sich bei möglichen Regressforderungen in Milliardenhöhe wegen des Dieselskandals nicht über den Weg der Verjährung aus der Affäre ziehen. Dies habe Winterkorn dem Konzern schriftlich versichert, berichtete das Magazin unter Berufung auf einen Insider. Forderungen des Konzerns gegen den Ex-Manager könnten bei Geltendmachung der Verjährung ansonsten nach Ende 2018 ihre Gültigkeit verlieren.
VW hat dem Bericht zufolge bisher keine Entscheidung darüber getroffen, ob und gegebenenfalls wie der Konzern Winterkorn für die Begleichung finanzieller Schäden durch die Dieselaffäre heranziehen wird. Vorstand und Aufsichtsrat können sich demnach selbst gegenüber Anlegern schadenersatzpflichtig machen, falls sie berechtige Ansprüche gegenüber Ex-Managern nicht durchsetzen.
Winterkorn soll nach Medieninformationen in seiner Karriere gut 100 Millionen Euro verdient haben. Allein seine Pensionsansprüche bei VW belaufen sich nach Informationen von BERLINER TAGESZEITUNG, zusätzlich auf knapp 30 Millionen Euro.
Den vollen Verlust seines Familienvermögens muss Winterkorn aber offenbar nicht befürchten: Nach BTZ-Informationen soll er mit seiner Ehefrau Anita die OGH Immo GmbH zur Verwaltung eigener Immobilien und sonstigen eigenen Vermögens gegründet haben. Dies erschwere bei Regressforderungen den Zugriff auf das Familienvermögen, weil die Werte nur noch als Gesellschafteranteil zur Verfügung stünden. Zudem hätten Gläubiger keinen Zugriff auf das Vermögen eines Mitgesellschafters der Firma wie etwa Winterkorns Ehefrau.