In diesem Jahr wohl noch weniger Auto-Neuzulassungen in der EU als 2020
Die Pandemie und die Chipkrise sorgen dafür, dass in diesem Jahr in Deutschland und Europa noch weniger Autos neu zugelassen werden als im sowieso schon schwachen Jahr 2020. Von Januar bis November verkauften die Hersteller in Europa 0,04 Prozent weniger Neuwagen als im Vorjahreszeitraum, wie der europäische Verband Acea am Freitag mitteilte. Eine baldige Besserung ist laut Experten nicht zu erwarten.
Im November sank die Zahl der Neuzulassungen in der EU den fünften Monat in Folge auf 713.346 Autos, wie Acea mitteilte. Das war ein Rückgang um 20,5 Prozent im Vorjahresvergleich und absolut die niedrigste Zahl seit 1993. Den stärksten Rückgang um fast 32 Prozent verzeichnete Deutschland. Auch in Italien und Spanien wurden sehr viel weniger Autos neu zugelassen. Nur in Bulgarien, Irland und Slowenien gab es im November ein Plus.
Auch bei Betrachtung der zurückliegenden elf Monate war der Rückgang vor allem in Deutschland mit 8,1 Prozent hoch. Nur in Italien war das Minus mit 8,6 Prozent noch höher.
Mit einer Besserung der Lage auf dem Neuwagenmarkt sei nicht zu rechnen, erklärte Experte Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY. "Die Aussichten der Hersteller haben sich zuletzt eher verschlechtert als verbessert." Die Coronavirus-Variante Omikron führe zu neuen Unsicherheiten und die Chipkrise habe den Neuwagenmarkt weiterhin fest im Griff – "und wird ihn vorläufig auch nicht wieder loslassen". Mindestens bis zur Mitte des kommenden Jahres werde der Mangel an Halbleitern und anderen Vorprodukten zu erheblichen Produktionsausfällen führen, erwartet Fuß.
Die Autohersteller werden seiner Einschätzung nach vorerst weiter versuchen, ihre Produktion und den Modellmix so anzupassen, dass möglichst margenstarke Neuwagen ausgeliefert werden. Auch das Preisniveau werde vorerst hoch bleiben.
Die Chipkrise beeinträchtigt auch den Boom bei Elektroautos. Ihr Absatz stieg im November weiter - aber nicht mehr so rasant wie in den Vormonaten. "Der Absatz könnte deutlich höher sein, wenn die Industrie lieferfähig wäre", erklärte Fuß.
Der Marktanteil wuchs aber weiter. In Deutschland erreichte er im November laut EY 34,4 Prozent aller Neuzulassungen und damit einen neuen Rekord. In den fünf größten Automärkten Europas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) lag der Anteil reiner E-Autos oder Plug-In-Hybride vergangenen Monat demnach bei 24,4 Prozent.
Die Bundesregierung hatte erst vor einigen Tagen die Prämie für den Kauf von E-Autos und Plug-Ins um ein Jahr verlängert. Käufer von rein elektrisch betriebenen Elektrofahrzeugen erhalten damit im Jahr 2022 weiterhin bis zu 9000 Euro Förderung und bei Plug-in-Hybriden maximal 6750 Euro. EY-Experte Fuß rechnet daher mit einer Fortsetzung des Elektro-Booms hierzulande.
(O. Larsen--BTZ)