Shell zieht sich aus umstrittenem Ölförderprojekt vor der Küste Shetlands zurück
Der Energieriese Shell zieht sich aus der umstrittenen Entwicklung des Ölfelds Cambo in der Nordsee vor der Küste Shetlands zurück. Nach eingehender Prüfung hätten sich die wirtschaftlichen Argumente als "nicht stark genug" erwiesen, teilte Shell am Donnerstagabend mit. Der Konzern ist mit 30 Prozent am Projekt Cambo beteiligt. Umweltschützer kritisieren es seit langem.
Die britische Regierung muss die Erschließung des Ölfelds noch genehmigen. Umweltschützer laufen Sturm dagegen. Bei einer Demonstration gegen Cambo in London Anfang Oktober kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Auch die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat sich gegen die Erschließung ausgesprochen.
Cambo soll mehr als 800 Millionen Barrel Erdöl liefern können; in einer ersten Phase sollen 170 Millionen Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) gefördert werden. Mehrheitsgesellschafter ist das Unternehmen Siccar Point Energy. Es äußerte sich "enttäuscht".
Die Entscheidung von Shell auszusteigen, sei "der Todesstoß für Cambo", erklärte die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die britische Regierung stehe "zunehmend allein" da mit ihren Plänen für das Ölfeld. Sie müsse sie begraben - schließlich habe sie sich dem "grünen Umbau" der Industrie verschrieben.
Shell betonte, Investitionen in Öl und Gas in Großbritannien seien entscheidend für die Energiesicherheit des Landes. Die Nordsee und Shell spielten eine entscheidende Rolle im Energiemix Großbritanniens. Shell hatte im November angekündigt, seinen Steuersitz von den Niederlanden nach Großbritannien zu verlegen. Der Zusatz "royal dutch" (königlich niederländisch) wird aus dem Namen gestrichen.
(P. Hansen--BTZ)