Studie: Deutscher Automarkt von Chipkrise besonders betroffen
Die Corona-Pandemie hat die Autoproduktion weltweit durcheinandergebracht - die deutsche Autoindustrie ist einer aktuellen Studie zufolge jedoch besonders stark betroffen. In diesem Jahr werden demnach in Deutschland acht Prozent weniger Neuwagen verkauft als im Vorjahr, wie der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) am Dienstag erklärte. Eine Erholung sei erst im Jahr 2023 zu erwarten. Trotz des Absatzrückgangs erwirtschafteten die führenden Autounternehmen im dritten Quartal jedoch Rekordgewinne.
Bereits 2020 machten sich die Auswirkungen der Pandemie demnach auf dem deutschen Automarkt deutlich bemerkbar: So sanken die Neuwagenverkäufe im ersten Pandemiejahr von 3,6 auf 2,9 Millionen Fahrzeuge, im Jahr 2021 werden es voraussichtlich noch 2,69 Millionen sein. Auch andere wichtige Automärkte waren 2021 von den Folgen der Pandemie betroffen: In Frankreich sanken die Absatzzahlen bei Neuwagen um drei Prozent, in Japan um zwei Prozent. Stärker betroffen als Deutschland war lediglich Südkorea, mit einem Rückgang von zehn Prozent.
Gründe für den Rückgang bei den Verkaufszahlen waren laut Dudenhöffer im ersten Pandemiejahr vorrangig Ausgangsbeschränkungen und Produktionsstopps bei den Herstellern. Im laufenden Jahr kamen Schwierigkeiten in der Logistikbranche, Halbleitermangel und steigende Rohstoffpreise hinzu.
Während der deutsche Automarkt wegen dieser Herausforderungen 2021 das laut CAR schlechteste Jahr seit der Wiedervereinigung verzeichnet, stiegen die Absatzzahlen auf wichtigen Märkten, etwa in Russland, den USA und Brasilien, wieder deutlich an. Eine Konsequenz war demnach eine "Verschiebung der Schwerpunkte im Weltmarkt": So wurden 2021 in Indien erstmals mehr Autos verkauft als in Deutschland - auf dem Subkontinent stiegen die Absatzzahlen um 20 Prozent.
Mit einer Erholung des Automarkts in Deutschland rechnet Dudenhöffer nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2023. Denn auch im ersten Halbjahr 2022 sei weiterhin mit Lieferschwierigkeiten bei Halbleitern zu rechnen, erklärte er. Auch weitere Pandemiewellen bedrohten demnach das Wachstum.
Laut Dudenhöffer gibt es jedoch auch Gründe, zuversichtlich zu sein: 2023 wird das Durchschnittsalter des deutschen Pkw-Bestands laut CAR bei über zehn Jahren liegen. Demnach sei dann mit hohen Neuwagenkäufen zu rechnen, auch die Markteinführung von Elektroautos treibe diesen Trend an.
Trotz des voraussichtlichen Aufschwungs werde der weltweite Automarkt jedoch auch 2023 hinter dem Vor-Pandemie-Ergebnis von rund 80 Millionen verkauften Autos zurückbleiben. Erst 2025 sei mit einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau zu rechnen. Entscheidend werde dann wiederum die Verfügbarkeit eines weiteren wichtigen Bauteils: Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos würden zwischen 2025 und 2030 zum "wesentlichen Wachstumsfaktor", erklärte Dudenhöffer weiter.
Die derzeit sinkenden Absatzzahlen konnten die weltweit führenden Autounternehmen jedoch mit einem Fokus auf "hochpreisige und margenstarke Fahrzeuge" mehr als wett machen, wie das Analyseunternehmen EY bereits am Montag mitgeteilt hatte. Trotz eines durchschnittlichen Rückgangs beim Absatz um 16 Prozent bei den 16 weltgrößten Autoherstellern, erwirtschafteten diese im dritten Quartal 2021 so viel operativen Gewinn wie niemals zuvor - dieser stieg um über elf Prozent auf fast 23,1 Milliarden Euro. Hinzu komme eine hohe Nachfrage bei einem zeitgleich eingeschränkten Angebot - die Hersteller konnten so höhere Preise durchsetzen.
(M. Taylor--BTZ)