Umwelthilfe: Viele Lkw verursachen mehr Stickoxide als erlaubt
Rund die Hälfte der Lastwagen auf den Autobahnen in fünf europäischen Ländern stößt nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) deutlich mehr Stickoxide aus als gesetzlich erlaubt. Die DUH und der Verband Camion Pro forderten das Bundesverkehrsministerium und das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) am Dienstag auf, die realen Emissionen von Schadstoffen zu überprüfen und Verstöße zu ahnden. Gründe für die Grenzüberschreitungen könnten demnach sowohl Fahrlässigkeit als auch Vorsatz sein.
Für ihre Untersuchung maßen die DUH und Camion Pro über einen Zeitraum von anderthalb Jahren die realen Emissionen von Stickoxiden von insgesamt 545 Lkw der Klassen Euro V und Euro VI auf Autobahnen in Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen und der Slowakei. Auch nach Abzug von Toleranzwerten überschritt laut DUH noch mehr als ein Drittel der Euro VI beziehungsweise knapp die Hälfte der Euro V Lkw die vorgegebenen Grenzwerte.
Grund für die überschrittenen Grenzwerte könnten laut DUH defekte Abgasreinigungssysteme sein. Auch der Einbau illegaler Abschalteinrichtungen sei jedoch möglich, erklärte die DUH weiter.
Die Umweltschützer erhoben auch Vorwürfe gegen das Bundesverkehrsministerium: Entsprechende Messungen zum Stickstoffausstoß von Lastwagen seien bereits im Jahr 2019 vorgenommen und an das Verkehrsministerium übermittelt worden. Im Dezember 2020 seien neue Messergebnisse wieder an die Behörden weitergeleitet worden, diesmal sowohl an das Bundesverkehrsministerium als auch an das BAG.
"Unsere Messungen belegen klar, dass die Untätigkeit von Verkehrsministerium und dem ihm unterstellten Bundesamt für Güterverkehr Gesundheit und Leben der Menschen in Deutschland gefährdet", erklärte der Bundesgeschäftsführer der DUH, Jürgen Resch. Er forderte die neue Bundesregierung auf, wirksame Kontrollen vorzunehmen. Das Ministerium konnte zunächst keine Stellung zu den Vorwürfen nehmen.
Das Umweltbundesamt (UBA) fordert eine Obergrenze von einer Million Tonnen Stickstoff pro Jahr ab 2030. In den nächsten zehn Jahren müssten die Stickstoffemissionen laut UBA-Präsident Dirk Messner somit jährlich um 0,5 Millionen Tonnen sinken. Dieses Ziel sei umsetzbar - wenn bestehende Regeln zu Luftreinhaltung und Umweltschutz eingehalten würden.
Wegen zu hoher Stickstoffbelastung verfehlt Deutschland laut UBA seit Jahren seine Umweltqualitätsziele. Die Stickstoffbelastung stamme dabei hauptsächlich aus Tierhaltung, Düngeranwendung und dem Verkehr. Auch Energienutzung, Haushalte und die Produktion von Konsumgütern seien für die hohe Stickstoffbelastung verantwortlich.
(S. Soerensen--BTZ)