VW-Chef Diess macht zu Auslastung des Stammwerks Wolfsburg keine Zusagen
Im Streit um die Auslastung des VW-Stammwerks in Wolfsburg hat Konzernchef Herbert Diess die Beschäftigten auf einen harten Wettbewerb vor allem mit Tesla eingeschworen - die verlangte Zusicherung zum Bau eines weiteren Elektroautos gab er aber nicht. Bei einer Betriebsversammlung mit tausenden Beschäftigten sagte Diess am Donnerstag lediglich, "wir diskutieren dies gerade". Betriebsratschefin Daniela Cavallo sicherte Unterstützung für einen "mutigen Kurs" beim Umbau des Konzerns zu.
Um die Teilnahme von Diess an der Betriebsversammlung hatte es im Vorfeld Ärger gegeben - der Konzernchef sagte eine "seit langem geplante wichtige Reise" in die USA ab, "um heute hier bei Ihnen zu sein". Diess hatte die Belegschaft zudem mit Spekulationen über einen möglichen riesigen Stellenabbau in Deutschland verunsichert.
Auf der Betriebsversammlung appellierte er nun an die "Gemeinsamkeit" bei dem Ziel, VW zukunftssicher zu machen. Diess beschwor die Belegschaft, der Konzern müsse sich "ranhalten mit allen Kräften".
Der US-Elektrobauer Tesla wolle in Brandenburg mit 7000 Menschen eine halbe Million Autos bauen, "und das mit beeindruckender Produktivität": Tesla benötige zehn Arbeitsstunden pro Auto - im VW-Werk in Zwickau seien es über 30 Stunden. "20 Stunden sollten wir im nächsten Jahr schaffen", drängte Diess.
"Ja, ich mache mir Sorgen um Wolfsburg", sagte der Konzernchef. Die heute bestehenden Jobs würden innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre sicher weniger - auch in der Produktion und in der Entwicklung. Es würden aber auch neue und andere Jobs hinzukommen.
Mitte Oktober hatten angebliche Äußerungen von Diess für Wirbel gesorgt, wonach wegen der Umstellung auf Elektrofahrzeuge bis zu 30.000 Stellen in Deutschland wegfallen könnten. Das Unternehmen erklärte daraufhin, ein Abbau in dieser Größenordnung sei "kein Thema".
Die Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende Cavallo betonte in ihrer Rede denn auch: "Hier ist nicht ein Mensch zu viel an Bord." Nicht eine Stelle könne Diess zusätzlich "mit uns verhandeln". Cavallo kritisierte, dass es dem Konzernvorstand um Diess nicht gelinge, für die Versorgung mit Halbleitern und eine Auslastung des Wolfsburger Werkes zu sorgen, in dem die Produktion wegen des Chipmangels deutlich gedrosselt werden musste.
Dazu sagte Diess, der Unmut sei "völlig angebracht". Er könne aber leider keine Entwarnung geben. "Auch nächstes Jahr wird uns der Chipmangel begleiten." VW werde nicht jedes Auto bauen können.
Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) betonte, Wolfsburg müsse das Herz der niedersächsischen Industrie bleiben. Aufgabe des Unternehmens in diesen "sehr sehr, anspruchsvollen Zeiten" sei aber nicht, die Sorgen zu schüren, sondern Perspektiven zu geben. Weil mahnte, die "Verunsicherung muss ein Ende haben". Dies sei die sehr klare Erwartung des Bundeslandes an die nächste Planungsrunde bei VW am 9. Dezember. Noch Ende des Jahres müsse es "klare Perspektiven" geben.
(L. Pchartschoy--BTZ)