Protest in Ecuador bei Protesten gegen viel zu hohe Spritpreise
Bei landesweiten Protesten in Ecuador gegen die stark gestiegenen Spritpreise hat es schwere Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gegeben. Protestierende schleuderten am Dienstag nahe des Präsidialamts in der Hauptstadt Quito Steine, die Polizei setzte Tränengas ein. Mit Tränengas gingen die Sicherheitskräfte auch gegen Demonstranten vor, die Straßen am Stadtrand von Quito blockierten. Für Mittwoch wurden weitere Proteste angekündigt.
In Quito nahmen nach Angaben von Polizeichef César Zapata etwa 1500 Menschen an den Protesten teil. Auch in anderen Landesteilen errichteten Protestierende Straßenbarrikaden aus Steinen und brennenden Reifen. In insgesamt fünf der 24 ecuadorianischen Provinzen wurde der Verkehr von Demonstranten beeinträchtigt.
"Dies ist der Beginn eines progressiven Streiks", sagte der 48-jährige Universitätsprofessor William Bastantes der Nachrichtenagentur AFP. "Alles hängt von der Regierung ab. Sie muss die Spritpreise einfrieren und die Lebenshaltungskosten reduzieren."
Mindestens 37 Menschen wurden nach Angaben der Behörden festgenommen und fünf Polizisten verletzt. Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten, wie ein Demonstrant durch eine Tränengasgranate an der Stirn verletzt wurde. Die Journalistenorganisation Fundamedios berichtete von einem Reporter, der von einem von der Polizei abgefeuerten Gummigeschoss am Bein getroffen worden sei.
Zu den landesweiten Protesten mit tausenden Teilnehmern hatten Organisationen der indigenen Bevölkerungsgruppen des südamerikanischen Landes aufgerufen. Der Zorn der Demonstranten richtet sich gegen den konservativen Staatschef Guillermo Lasso, der seit fünf Monaten im Amt ist.
Ecuador befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise, welche durch die Corona-Pandemie verschlimmert wurde. Eine der spürbarsten Folgen für die Bürger ist der drastische Anstieg der Treibstoffpreise. Bei den Protesten am Dienstag handelte es sich um die bislang größten seit dem Amtsantritt Lassos, der sich nach den Pandora-Papers-Enthüllungen auch Korruptionsvorwürfen gegenübersieht.
Der Präsident äußerte sich im Online-Dienst Twitter zu den Demonstrationen. Es sei gelungen, "die Demonstrationen zu kontrollieren", schrieb Lasso. "Diese Regierung garantiert das Recht zum Protest, wenn er friedlich ist und sich im Einklang mit dem Recht befindet."
Lasso hatte erst vor wenigen Tagen eine erneute Anhebung der Spritpreise verfügt. So stieg etwa der Preis für eine Gallone (3,8 Liter) Diesel damit auf 1,90 Dollar (1,64 Euro), vor etwas mehr als einem Jahr hatte er noch bei rund einem US-Dollar gelegen. Ecuador ist ein Ölexporteur, aber zur Versorgung der eigenen Bevölkerung auf Treibstoffimporte angewiesen. Lassos Versprechen, bei der jüngsten handele es sich um die vorerst letzte Preiserhöhung, konnte den Ärger in der Bevölkerung nicht dämpfen.
"Wir haben uns angesichts der neuen wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die unsere Gemeinschaften zunehmend zerstören, gemeinsam zum Protest entschieden", sagte der Protest-Organisator Julio César Pilalumbo zu AFP an einer Straßenblockade im zentralecuadorianischen Zumbahua. "Wir werden Widerstand leisten, und wir werden keinerlei Unterdrückung nachgeben."
Das Indigenen-Bündnis Conaie fordert eine Deckelung der Dieselpreise bei 1,50 Dollar und der Benzinpreise bei zwei Dollar pro Gallone. In Ecuador leben rund 47 Prozent der Menschen in Armut. Etwa ein Drittel der Einwohner des südamerikanischen Landes hat keinen Vollzeit-Job. Die indigenen Gemeinschaften machen etwa 7,4 Prozent der insgesamt 17,7 Millionen Einwohner des Landes aus.
(F. Dumont--BTZ)