Großbritannien hat große Probleme bei Anwerbung europäischer Lkw-Fahrer
Großbritannien hat große Probleme, dringend benötigte Tanklasterfahrer aus der EU anzuwerben. Wie Premierminister Boris Johnson der BBC am Dienstag am Rande des Parteitags der Konservativen in Manchester sagte, hat die Regierung bislang nur 127 Anträge auf ein Sonderkontingent an Arbeitserlaubnissen erhalten. Das ist weniger als die Hälfte der geplanten 300 Sondervisa. Johnson widersprach aber der britischen Zeitung "The Times", die von nur 27 Anträgen berichtet hatte.
Die geringe Zahl der Anträge sei eine "fantastische Illustration des Problems", das der Treibstoffkrise in Großbritannien zugrunde liege, sagte Johnson weiter. Die Regierung habe den Spediteuren gesagt: "Gebt uns die Namen der Fahrer, die Ihr herbringen wollt, und wir kümmern uns um die Visa." Diese hätten aber nicht genügend Kandidaten genannt, um das Kontingent zu füllen.
Seit Montag ist in London und Südengland die Armee im Einsatz, um die Nachschubprobleme an den Tankstellen zu lindern. Seit gut zwei Wochen bilden sich im ganzen Land an den Zapfsäulen lange Schlangen, weil das Benzin nicht schnell genug von den Raffinerien zu den Abgabestellen kommt. Grund dafür ist der Mangel an Lkw-Fahrern. Deshalb bleiben auch in zahlreichen Supermärkten Regale leer.
Kritiker sehen die Ursache dafür in der Verschärfung des Einwanderungsrechts nach dem Austritt des Landes aus der EU. Johnson erteilte Forderungen nach einer generellen Lockerung der Migrationsregeln allerdings abermals eine Absage.
"Das Lieferkettenproblem wird überwiegend durch die wirtschaftliche Erholung verursacht", sagte er. Der Fahrermangel sei ein globales Problem. Die Logistikfirmen würden die Krise bald in den Griff bekommen, versprach er. Er wolle aber nicht zum "gescheiterten Wirtschaftsmodell" vor dem Brexit zurückkehren, das auf der Einwanderung von "Niedriglöhnern" und "Geringqualifizierten" fußte.
(O. Karlsson--BTZ)